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Luftschlösser bauen

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Die Momente, in denen ich im Auto zur Schule, zum Seminar oder nach Hause fahre, sind mir mittlerweile sehr wertvoll geworden. Ich fahre eine Strecke, die ich mittlerweile sehr gut kenne (seit Beginn des Referendariats sind auf dem immer gleichen Dreieck insgesamt 22.000 Kilometer zusammengekommen, eine halbe Weltumrundung) und auch sehr mag. Viele Tiere, ob nun ein Storchennest, an dem ich im Sommer oft vorbeigefahren bin, verschreckte Rehe, Fasane oder faule Ponys. Eine Landschaft, die mir zu jeder Tages- und Jahreszeit gut gefällt, und am allerliebsten mit dem unendlichen blauen Himmel über mir.

Und dabei Platz für Gedanken und Träume. Erinnerungen nachhängen, die Unterrichtsstunde im Kopf nochmal durchgehen und optimieren. Aber vor allem: Luftschlösser bauen. Von einer Zukunft nach der anderen, immer neu, immer anders. Luftschloss um Luftschloss habe ich gebaut, wie ich da durch die Gegend gefahren bin. Und es ist eine schöne Vorstellung, dass eines Tages eines dieser Luftschlösser nicht mehr nur pure Träumerei sein könnte, sondern Realität. Anfassbar.

Ein ungewöhnliches Paar

Passend zum Valentinstag eine kurze Liebesgeschichte. (Weil der Valentinstag eine schöne Gelegenheit ist, einfach auch über die kleinen und schrägen Lieben nachzudenken, nicht bloß über die eine große, der durch Werbung, Frauenzeitschriften und Hollywood ohnehin schon mehr als genügend Aufmerksamkeit gewidmet wird.)

Diese Karte geht übrigens an meine Oma in Frankreich. Man kann den Menschen im eigenen Leben gar nicht oft genug einen Grund zum Lächeln geben.

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Ich ess‘ Blumen…?

Ich ess' Blumen

Als vor kurzem endlich die Examensarbeit nicht mehr alles-bestimmend war und wieder Zeit zum Kochen war, hatte ich plötzlich große Lust, neue Rezepte auszuprobieren. Ein Essen, dass ich ganz toll finde, aber bisher nur in Restaurants hatte, ist  Pho, diese großartige vietnamesische Nudelsuppe mit Rindfleisch, Gemüse, aromatischen Gewürzen und Kräutern. Draußen hatte schließlich nun doch der Winter Einzug gehalten, und ich wollte eine große, duftende Schüssel voller Pho, mit wunderbarer selbstgemachter Brühe und all diesen Düften.

Im Supermarkt dann die Suche nach den Zutaten, und irgendwann hatte ich Hühnerklein in der Hand, das der Suppe zusätzlich Aroma und durch die großen Mengen Collagen eine gute Konsistenz verleihen soll. Und dann eine Art Heureka-Moment… Plötzlich sah ich vor meinem inneren Auge, was dieses gefrorene Hühnerklein eigentlich ist. Diese lebendig geschredderten Hähnchenküken, tiefgefroren. Und ich hatte einen richtigen Ekelmoment, mitten im Supermarkt.

Seitdem gibt es bei uns fast gar kein Fleisch mehr. Ich wusste auch schon vor diesem Moment, dass Fleisch von toten Tieren kommt, und ich wusste auch von den Bedingungen, unter denen die meisten dieser Tiere leben. Aber es ist nun einmal sehr leicht, die Frikadelle mit Senf gedanklich von einer lebenden, atmenden Kuh abzukoppeln. Und besonders die Fleischwurst, die ich seit jüngster Kindheit fast noch lieber als Schokolade mag. Oder ein blutiges Steak. Ich esse das alles sehr gerne.

Gleichzeitig aber werde ich mir in letzter Zeit immer wieder der Widersprüche zwischen meinen Idealen und meinen Handlungen bewusst. Ich finde die Arbeitsbedingungen, unter denen die meiste Kleidung gefertigt wird, fürchterlich, kaufe aber trotzdem viele Dinge beim großen H. Ich weiß vom Klimawandel, fahre aber dennoch an jedem Arbeitstag über hundert Kilometer. Und ich weiß, dass für mein Fleischwurstbrot ein Tier sterben muss, finde den Verzicht darauf aber sehr unangenehm. Und doch funktioniert das für mich immer schwieriger. Die letzten Male, die ich „shoppen“ war, bin ich sehr schnell wieder aus dem Laden gelaufen, weil ich es nicht mehr gut vertrage, dass für meinen „Style“, meine Eitelkeit andere Menschen ausgebeutet werden.* Und ich hatte auch immer öfter ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir angesehen habe, wie viel Fleisch ich so esse, und wie gedankenlos ich das tue.

Ich sehe nicht, dass aus mir in absehbarer Zeit eine hundertprozentige Vegetarierin werden sollte, und ich habe vor allem nicht vor, plötzlich zur Missionarin zu werden. (Ich finde missionarische Veganer oder Vegetarier vollkommen unerträglich. Wenn mir jemand die eigene Meinung aufdrängt, erreicht er nur, dass ich ihn ignoriere, nicht, dass ich mich dieser Meinung anschließe.) Komplett wird das allein deswegen nur schwer funktionieren, weil ich keine Hülsenfrüchte vertrage, die für Vegetarier eine wichtige Eisenquelle darstellen. Und Tofu finde ich bisher primär merkwürdig. Aber vielleicht klappt es ja, den Fleischkonsum selten, und wenn, dann vollkommen bio zu gestalten. (Ich muss mich allerdings noch informieren, was „bio“ da genau bedeutet.)

In nächster Zeit werde ich versuchen, immer wieder alltagstaugliche vegetarische Gerichte zu posten, die wir in unsere Abendessens-Wochentagsrotation aufgenommen haben. Langeweile geht im Speiseplan einfach gar nicht, und der Verzicht auf irgendetwas macht mich im Kochen eher noch kreativer und neugieriger.

* Mir ist bewusst, dass das sehr vereinfacht dargestellt ist.

Einfach raus.

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Plötzlich ist die Examensarbeit abgegeben, endlich, endlich. Und es dreht sich nicht mehr alles darum, wie man ein irres Arbeitspensum bewältigen muss. Auf einmal ist da ein bisschen Zeit, die nicht genutzt und optimiert werden muss, sondern vertrödelt werden darf. Mit einem dicken Schmöker auf dem Sofa, eingekuschelt in die Lieblingsdecke, und ich darf so lange lesen, wie ich will, höchstens unterbrochen von einem Nickerchen oder einem Spaziergang.

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Herrlich, zumal der Liebste und ich einen Teil dieser Zeit genutzt haben, um einfach mal wegzufahren. Nicht weit weg, aber doch so, dass das Arbeitszimmer plötzlich nicht nur einige Stufen entfernt war, sondern 80 Kilometer. Einfach ans Meer. Mitten im Winter, wenn dort nur Leute sind, die einfach raus wollen, die ihre Ruhe wollen. Der eiskalte Wind im Gesicht, warm eingepackt und mit keiner einzigen Pflicht weit und breit. Schön, wenn das einzige, das an mir zerrt, der Wind ist.

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Schön auch, wenn die Sonne gerade untergeht, und plötzlich wieder der Kopf frei genug ist, um das wirklich zu genießen. Wir hatten eine Ferienwohnung, die einige Kilometer vom nächsten Ort entfernt lag, und hatten auch geliehene Fahrräder. Und als wir dann durch den Sonnenuntergang geradelt sind, auf diesem Feldweg, auf dem wir immer wieder im Schnee stecken blieben, das war einfach lebendig. Mittendrin dann das Gefühl, unbedingt ein Foto machen zu müssen. Anhalten, sich für den richtigen Winkel in den Matsch knien. Einfach nur von Moment zu Moment.

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Platz im Kopf. Für Abenteuer und für neue Ideen, für Geschichten und in einigen Momenten sogar für Leere.

Müssen wir öfter machen. Einfach raus gehen. Für eine Stunde, einen Tag oder ein Wochenende, gerne auch für länger. Raus zu den kleinen und großen Abenteuern.

 

Ric Elias‘ Drei Lektionen

Eigentlich sind all der Stress, den man sich tagtäglich macht, die Wunden, all die Verpflichtungen – ziemlich irrelevant. Sie mögen unser Leben füllen, aber sie sollten es nicht bestimmen. Wirklich wichtig hingegen sind die Menschen, die unser Leben bevölkern und bereichern. Und die Momente mit ihnen, in denen man wirklich da ist, wirklich präsent. Beim Partner, bei der Familie. Den Freunden. Der kurze Moment, wenn man den Supermarktkassierer wirklich wahrnimmt und ihm einen schönen Tag wünscht, mit einem Lächeln. Die Momente, in denen ich im Klassenzimmer genug Ruhe habe, um einem einzelnen Schüler wirklich, wirklich zuzuhören.

Ceci n’est pas une pipe

Auch wenn extrem wenig Zeit für anderes bleibt zwischen Examensarbeit, Langentwürfen und der ein oder anderen Krankheit, ein bisschen Schönheit muss sein. Fünf-Minuten-„Kunst“ zwischen Pomodoros.

Die Idee, René Magrittes „Ceci n’est pas une pipe“ einfach überall hinzukleben. Weil es ja auch stimmt, dass eine Blume keine Pfeife ist. (Und übrigens mein Lieblingsfoto aus dem letzten Urlaub.)

Ceci n'est pas une pipe

Fünf-Minuten-Kunst, beispielsweise mit Keri Smiths „Everything is connected“.

Zitate, die mich an die Welt außerhalb meiner kleinen Blase erinnern und daran, dass ich irgendwann wieder alle viere von mir strecken darf, und einfach atmen. Richtig tief ein- und ausatmen, ohne Prüfungsdruck. Einfach daliegen und den Wolken zusehen.

Zitate, die mich daran erinnern, dass es aktuell zwar alles sehr viel ist, aber nicht schlimm im eigentlichen Sinne.

Weil ich immer noch erleben darf, wie sehr ich diesen Beruf liebe: die Zeit mit meinen Schülern, die Gespräche mit Kollegen, den zu vermittelnden Stoff. Weil ich mich aufgehoben fühle in meiner Schule, mit der wundervollen Gruppe aus Referendaren und den unterstützenden Ausbildungslehrern. Ach, ich wünschte, ich dürfte all die kleinen Geschichten erzählen, die ich erlebe. Die unfassbar klugen Dinge, die meine Schüler manchmal sagen, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie toll das gerade ist, was sie da tun. Die tiefen Fragen von 14jährigen, die so vieles noch wissen, was „Erwachsene“ vergessen haben. Die sich trauen zu fragen und zu hinterfragen. Und weil diese Prüfungszeit noch dieses Jahr zu Ende sein wird. Weil ich dann hoffentlich endlich, endlich hauptberuflich das machen darf, was ich schon seit zwanzig Jahren will. Lehrerin sein.

Bloß, weil alle sagen, dass Druck und Prüfungsangst und Arbeitslast und, und, und schlimm sind, heißt es nicht, dass das auch schlimm ist. Ich entscheide durch meine eigenen Bewertungen, wie mein Leben ist.

Ceci n’est pas une pipe.

Wünsch dir was.

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Jetzt ist wieder Advent, und auch wenn diese Zeit traditionell eher eine Zeit der Besinnlichkeit war, sieht es für mich und ungefähr jeden, den ich kenne, vollkommen anders aus. Der Advent ist die Zeit, in der man die anderthalbfache Arbeitslast mit Weihnachtsfeiern, hektischem Geschenkekaufen und wildem Dekorieren verbindet. Keine Zeit, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn wirklich innezuhalten.

Dabei sind es gerade jetzt die Momente, in denen ich wirklich ein Meer (oder doch zumindest eine Badewanne) aus Zeit habe, die mir die meiste Freude machen. Freitagabende, an denen man das Wochenende (und damit eine Zeit relativer Ruhe, wenn auch nicht Freizeit) vor sich hat. Mit einer Freundin auf dem Sofa lümmeln und reden, reden, reden. (Wie gut, wenn man eine solche Freundin hat!) Durch die Nacht spazieren und den eigenen Atem verwundert betrachten. Gemeinsam mit dem Liebsten unter einer Decke stecken, jeder versunken in sein Buch.

Und dann fiel mir plötzlich letztens auf, dass mein bisher „größter Weihnachtswunsch“ (ein Smartphone, das nicht immer wieder von selbst ausgeht oder dessen Akku länger als 8 Stunden hält) plötzlich kein Wunsch mehr ist. Weil ich viel lieber Zeit möchte, anstatt eine neues Gerät, das mich beherrscht. Weil Zeit aktuell ein so seltenes Gut ist. Denn jeder Tag scheint daraus zu bestehen, atemlos von Aufgabe zu Aufgabe zu Aufgabe zu rasen, abends vollkommen ausgelaugt ins Bett zu fallen, und diese Abfolge endlos zu wiederholen. Zeit, das wäre etwas.

Zeit mit Freunden.

Zeit alleine.

Zeit, um zu atmen.

Zeit am Meer.

Zeit, um 30 Bahnen im Schwimmbad zu drehen, in dieser vollkommenen Stille unter Wasser.

Zeit, um abends mal drei Stunden lang an meinem Schal zu häkeln, selbst wenn ich danach wieder alles aufmache.

Zeit, um ins Kino zu gehen und danach die drei Kilometer heimzulaufen.

Zeit, um nur mit einem Buch und dem Liebsten in einem Café eine heiße Schokolade mit Sahne zu trinken.

Zeit, um einen Ausflug mit meiner Lomo zu machen.

Zeit, um irgendein kreatives Projekt zu starten, ohne Garantie, dass es auch was wird.

Zeit.

Umso schöner, dass es jetzt die Aktion „Zeit statt Zeug“ gibt, in der dazu aufgerufen wird, Zeit zu verschenken. Ein Vorleseabend statt eines Buchs. Ein Zoobesuch statt eines Stofftiers. Gemeinsam ausmisten statt gemeinsam shoppen. Sich Zeit füreinander nehmen, weil das ohnehin viel glücklicher macht, als noch mehr Zeug anzusammeln. Weil zumindest ich noch mehr Dinge eigentlich wirklich nicht brauche, die Sehnsucht nach Zeit für mich aber gerade jene des Verdurstenden nach Wasser ist. Zeit, um allein zu sein. Zeit, um sich Nähe zu holen mit den Menschen, die ich liebe.

Ich wünsche euch eine schöne AdventsZeit.

Diana Mini

Und das bisher letzte Bild aus der Serie „Ellen zeichnet ihre Kamerasammlung“. Meine Diana Mini, die ich Anfang des Jahres als absolutes Schnäppchen erstanden habe, und mit der ich erstaunlicherweise bisher nur einen einzigen Film vollgeschossen habe. Das muss sich schnell ändern, denn die entstandenen Bilder können sich durchaus sehen lassen.

Diana Mini

Haiku.

Dinge, die ich so finde, wenn ich mich auf eine Seminarsitzung vorbereite. Schön.

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Kodak Instamatic

Und wieder mal eine gezeichnete Kamera, die Kodak Instamatic meiner Oma. Mit dieser Kamera wurden sämtliche Urlaube mit ihr dokumentiert, am liebsten mit der charmanten Bitte an einen „netten jungen Herrn“, man möge sie doch mit der Enkelin fotografieren. Am Strand, vorm Hotel, vor irgendwelchen Sehenswürdigkeiten. Und könne sich der Herr vorstellen, dass sie schon fast 80 sei? Kokettes Wimpergeklimper.

Dazu gehörte natürlich vor dem Urlaub die Jagd nach passenden Filmen (die man damals allerdings meistens noch in Drogerien bekam), und nach dem Urlaub das Auswählen der schönsten Fotos, die dann in unser Urlaubsalbum durften. Damit ich die Urlaube nicht vergessen möge, wenn ich mal erwachsen sei. Und das hat ja tatsächlich geklappt, denn die Urlaube mit Oma gehören zu meinen liebsten Kindheitserinnerungen.

Instamatic


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