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Selbstgemacht – erstes Fazit

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Auch wenn mein Selbstversuch, meine Süßigkeiten selbst zu machen, seit ungefähr sechs Wochen läuft, hat mich der Schulalltag direkt nach Ferienende wieder dermaßen einverleibt, dass das Bloggen… ja nun… Ihr habt es ja (nicht) gelesen.

In den ersten zwei, drei Wochen funktionierte der Versuch sehr gut. Am Wochenende habe ich meist meinen Naschkram vorbereitet: Kuchen und Kekse gebacken, Nüsse gewürzt, Energy Balls gemacht und unter der Woche abends gab es meist Sojajoghurt mit Obst und gehackter Schokolade. Unterwegs gab es dann eben nur, was ich mitgenommen habe.

Seit einigen Wochen gab es dann aber mal ne Ausnahme, weil die Familie zu Kaffee und Kuchen einlud oder eine Freundin heiratete. Da fing es dann ein wenig an zu bröckeln. Und als dann die Hitzewelle über Deutschland und damit auch durch meine Küche zog, hatte der Ofen Feierabend und die meisten Süßigkeiten für unterwegs funktionierten nicht mehr so gut. Da habe ich dann mehr geschummelt.

An und für sich finde ich aber die ganze Aktion wirklich gut.

Folgende Gedanken dazu:

  • Süßigkeiten selbst zu machen führt für mich tatsächlich dazu, dass ich weniger nebenbei futtere. Und selbst wenn ich das mal mache (Aprikosen in weißer Schokolade sind aber auch einfach gefährlich), sind die danach weg und ich müsste meinen Schweinehund überwinden (einkaufen gehen, mich wieder in die Küche stellen), um wieder eine ganze Ladung zu naschen. Dafür fehlt es mir aber irgendwie manchmal an Motivation und auch Zeit, sodass ich alleine aus dem Grund schon weniger Süßigkeiten esse.
  • Mir gefällt die Kontrolle, die ich darüber habe, was ich esse. So ist gerade beim Backen tatsächlich kein Problem, den Zucker einfach ein wenig zu reduzieren oder vegan zu backen, was vor allem mit den Rezepten von Cake Invasion (Shias Rezept für Marmorkuchen ist mittlerweile meine Grundlage für alle Rührkuchen) unkompliziert und lecker ist.
  • Seitdem ich meine Süßigkeiten selbst mache, hat sich auch nach und nach einiges anderes eingeschlichen: Ich esse automatisch mehr Obst, weil ich auch so etwas Süßes bekomme, ohne kochen zu müssen. Wir haben angefangen, unsere Einkäufe fast komplett bio zu machen, und genießen das sehr. Ich experimentiere mich neuen Lebensmitteln herum und traue mich mehr an Tofu und andere Dinge heran.

Soweit ist das Experiment erst einmal ein schöner Erfolg. Inwieweit ich dabei wieder konsequenter werde und ob das jetzt immer so ist, wird sich zeigen. Ich kann es auf jeden Fall wärmstens empfehlen.

Blogparade: Vom Sinn und Unsinn des Bloggens

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In einem unbekannten Land vor gar nicht allzuferner Zeit… bloggte ich täglich. Ich hatte sehr große Freude an meinem Blog – daran, die Welt durch eine bestimmte „Interessiert das noch jemanden außer mir?“-Linse zu betrachten, schöne Texte zu schreiben, zu fotografieren, mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen.

Und dann plötzlich war da das Referendariat, und meine ersten beiden Jahre als Lehrerin. Plötzlich zog ich in eine neue Stadt, hatte eine neue Rolle, musste einen neuen Freundeskreis aufbauen, heiratete. Und das Bloggen fiel hintenüber.

Was aber vermutlich noch wichtiger war: Mir fehlte plötzlich der Sinn des Ganzen. Denn wenn ich ehrlich bin, weiß ich oft nicht, ob ich etwas neues beizutragen habe. An schlechten Tagen kam mir die Blogosphäre ohnehin immer schon vor wie ein großes, lautes Gewusel, in dem die meisten reden, aber die meisten nur mitlesen, um kommentieren und dann damit ihre eigenen Blogs verlinken zu können. Und dann machen viele andere das auch noch richtig gut – leckere Rezepte, innovative Tutorials, interessante Serien…

Dazu kommt, dass ich oft nicht verstanden habe, warum einige eigene Beiträge viele Kommentare bekamen (meist jene, die eher zu Reihen gehörten, bei denen sich viele beteiligen, z.B. die 7 Sachen oder die Alltagshelden) und einige Beiträge, in die wirklich Herzblut geflossen war, schier unbemerkt blieben. Das geht mir auch bei Instagram oder Twitter manchmal so, aber da steckt nicht so viel Aufwand hinter einem Beitrag.

Warum also weiterbloggen, wenn man selbst befürchtet, dass die eigenen Beiträge vielleicht einfach nur Lärm sind, und wenn diejenigen, die man selbst großartig findet, unbemerkt bleiben?

Aber nun… Nun kribbelt es mir in den Fingern. Es haben sich in den letzten Jahren einige Ideen gesammelt, was ich gerne tun würde, was ich gerne teilen würde, was ich tatsächlich beizutragen habe. Ich will weitermachen. Ich wünsche mir wieder, Ideen und Projekte zu teilen, ich wünsche mir den Austausch, das Teilen.

Was mich jedoch zuerst interessiert – ich wüsste gerne von einigen Bloggern, die ich sehr schätze, warum sie bloggen. Was gibt euch das? Was habt ihr zu geben? Gibt es Prinzipien, an die ihr euch beim Bloggen haltet, Leitlinien?

Die Frage geht raus an Nils, Nike, Andrea, Fee, Lilian und Bob – es sind aber auch alle eingeladen mitzumachen, die gerne wollen. Ich werde die Beiträge dann nach und nach hier verlinken.

Abenteuer Zukunft

Es gibt diese Zeiten, in denen das Leben nur aus einer Reihe von immer gleichen Tagen zu bestehen scheint. Montag, Dienstag – Alltag. Gleichförmig, langweilig.

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Und dann gibt es Zeiten, in denen das Leben richtig spannend ist, ein Abenteuer. Aktuell beispielsweise, denn der Freund und ich verlassen Oldenburg (wo ich zehn Jahre lang gelebt habe) und ziehen nach Dortmund. Und ich trete in zwei Wochen meine Stelle an einer richtig schönen Schule an. (Ich bin fürchterlich aufgeregt.)

So waren dann die letzten Wochen mit Abschieden gefüllt, von Kollegen, Schülern, Freunden, und mit den Vorbereitungen auf das neue Leben – Wohnungssuche, Renovierung, Verschenken von nicht mehr gebrauchten Dingen.

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Liebe Menschen da draußen im Ruhrpott – wenn ihr einer Neudortmunderin (und ihrem Liebsten) zeigen wollt, wo die schönsten Ecken hier sind und wie nett die Leute (also ihr!) sind, nur zu! Neue Leute kennen lernen und die neue Heimat entdecken ist genau das, was wir in nächster Zeit dringend tun wollen. Wir würden uns jedenfalls sehr freuen.

 

 

 

Liebster Award

Yay, ein Award! Oder auch: Yay, ein Grund, endlich mal wieder zu bloggen! Bob Blume hat mich für den Liebster Award nominiert: “Sinn und Zweck des Liebster Awards ist das Weiterempfehlen von nicht ganz so bekannten Blogs.” Danke dir, mein Lieber! Hier meine Antworten – ich hoffe, sie regen uns zum ein oder anderen Gespräch an.

1. Die 90er oder die 2000er?
Definitiv die 2000er. In den 90ern haben sich meine Eltern scheiden lassen, ich hatte eine Zahnspange und kaum Freunde. In den 2000ern bin ich erwachsen geworden, mit erster Liebe, großer Liebe, Studium, Theater, Auslandszeit, engen Freundschaften. Wobei die 90er insofern cool waren, als dass ich gefühlt die ganze Stadtbibliothek ausgelesen habe.

2. Der Song, der dein Leben am besten beschreibt…
Herbert Grönemeyer – Bleibt alles anders. Weil der eine solche treibende Energie hat, eine solche Sehnsucht. Und weil Stillstand Tod bedeutet. Ich bin zutiefst lebendig, also verändere ich mich. Falle hin, stehe auf, gehe weiter.

3. Bier oder Wein?
Rotwein. Auf dem Sofa der Schwiegereltern, mit guter Musik, die der Schwiegervater ausgesucht hat. Und alle lesen oder surfen.

4. Wie warst du in der Schule im Vergleich zu heute?
Ich habe ein irre gutes Abi, und war in der Schule unfassbar zielstrebig, ein „Streber“. (Fürchterliches Wort übrigens.) Ich kann mich zwar immer noch durch große Berge Arbeit wühlen, aber ich priorisiere mehr, und wenn eine Freundin nachts weinend anruft, ist sie im Allgemeinen wichtiger als der Schreibtisch.

5. Nimm dir ein Ereignis aus den Nachrichten und verändere es. Welches? Warum?
„Flug MH17 landet sicher in Kuala Lumpur.“ – Was da passiert ist, ist ein solches Ausmaß an sinnloser Zerstörung und sinnlosem Leid, dass mir vollkommen übel wird. (Über den Sinn von Schmerz und Leid können wir gerne mal bei einem Glas Rotwein diskutieren.)

6. Wie sähen die Tage deines Lebens aus, wenn du nicht zu arbeiten bräuchtest?
Unstrukturiert, unglücklich. Ich arbeite, weil ich arbeiten will, und längere Zeiten ohne tun mir nicht gut.

7. Welche Eigenschaften eines anderen bringen dich auf die Palme?
Wenn ich den Personen ausweichen kann und den Kontakt auf ein absolutes Minimum beschränken kann, bringt mich wenig so richtig auf die Palme. Wenn das nicht geht, hingegen so einiges: Ignoranz, Rechthaberei. Und so einige Eigenschaften, die ich an mir selbst nicht mag – es reicht, wenn ich die habe.

8. Welchem Film muss man gesehen haben?
Ich liebe die Bildsprache von Wes Anderson, und besonders „Moonrise Kingdom“ und „Grand Budapest Hotel“, seine beiden neuesten. Es ist bunt und hintergründig und ein bisschen naiv und dann wieder doch nicht. Ein Panoptikum.

9. Was wäre dein perfekter Arbeitstag?
3. bis 6. Stunde Unterricht in Klassen, zu denen ich einen guten Draht habe. Mittags heimgehen, eine kurze Mittagspause mit etwas leckerem. Bis ungefähr 18:00  konzentriert Stunden planen, korrigieren, Kram erledigen. Und dann entspannt auf dem Sofa sitzen können und lesen, und das Gefühl haben, dass es jetzt auch gut sein darf für heute.

10. Welche Überschrift würdest du gerne in einer Tageszeitung über deinen Blog lesen?
Puh… Was soll denn mein Blog in einer Tageszeitung? Was ist gerne läse, ist, dass ich es schaffe, die Liebe zum Kleinen – den Regenbogen in einem Ölfilm in einer Regenpfütze, das weiche Fell einer Straßenkatze, den Geschmack einer Himbeere im Sommer – diese Liebe zu vermitteln. Freude am Leben in all seiner mosaikartigen Pracht, in den Details, die eben nicht in einer Tageszeitung stehen. Und dass ich es schaffe, eine Gleichgültigkeit gegenüber Perfektion zu vermitteln, die ich im wahren Leben nicht verspüre. Weil Perfektion per se unmöglich ist und ein zu starkes Streben danach unglücklich macht.

11. Welche Stadt muss man besucht haben?
Melbourne und Vilnius.

Jetzt nominiere ich:
Nike von goingweird, weil sie gute Fragen stellt und ich jetzt auch mal ihre Antworten lesen möchte.
Andrea von Proof of the Pudding, weil ihr Blog genauso interessant und gemütlich ist, wie ich für meinen anstrebe. Wie ein Café mit Bücherregalen, gutem Essen und intelligenten Gesprächen.
George und/oder Jim von No Kitchen For Old Men, weil ihr wundervoller Blog of Awesomeness in letzter Zeit leider im Dornröschenschlaf versunken ist.

Und meine Fragen lauten (denkt euch die „Und warum?“-Fragen selbst dazu):

  1. Sommer oder Winter?
  2. Kaufen oder aussortieren?
  3. Welches Buch liest oder verschenkst du immer und immer wieder?
  4. Wie hast du es in letzter Zeit geschafft, aus deiner Komfortzone auszubrechen?
  5. Wie hätte „Rotkäppchen“ deiner Meinung nach enden sollen?
  6. Liebster Flachwitz?
  7. Welche Macke findest du bei anderen Menschen besonders sympathisch?
  8. Welches ist dein nächstes Reiseziel?
  9. Welche Gewohnheit hättest du gerne ?
  10. Welcher Muppet ist der coolste?
  11. Welche Frage sollte dir mal jemand stellen?

Hurra!

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Eine extrem anstrengende Zeit liegt hinter mir, aber jetzt bin ich am Ziel. Das Staatsexamen ist bestanden und ich habe eine Stelle an einer sehr sympatischen Schule im Ruhrgebiet.

Ich habe das Referendariat wirklich und ehrlich bestanden, und ab dem nächsten Schuljahr bin ich eine Lehrerin. Ich werde meinen Traumberuf ausüben, und gemeinsam mit dem Liebsten ein neues Zuhause aufbauen.

Es ist wirklich Zeit für ein ziemlich lautes „HURRA!“

Ich ess‘ Blumen…?

Ich ess' Blumen

Als vor kurzem endlich die Examensarbeit nicht mehr alles-bestimmend war und wieder Zeit zum Kochen war, hatte ich plötzlich große Lust, neue Rezepte auszuprobieren. Ein Essen, dass ich ganz toll finde, aber bisher nur in Restaurants hatte, ist  Pho, diese großartige vietnamesische Nudelsuppe mit Rindfleisch, Gemüse, aromatischen Gewürzen und Kräutern. Draußen hatte schließlich nun doch der Winter Einzug gehalten, und ich wollte eine große, duftende Schüssel voller Pho, mit wunderbarer selbstgemachter Brühe und all diesen Düften.

Im Supermarkt dann die Suche nach den Zutaten, und irgendwann hatte ich Hühnerklein in der Hand, das der Suppe zusätzlich Aroma und durch die großen Mengen Collagen eine gute Konsistenz verleihen soll. Und dann eine Art Heureka-Moment… Plötzlich sah ich vor meinem inneren Auge, was dieses gefrorene Hühnerklein eigentlich ist. Diese lebendig geschredderten Hähnchenküken, tiefgefroren. Und ich hatte einen richtigen Ekelmoment, mitten im Supermarkt.

Seitdem gibt es bei uns fast gar kein Fleisch mehr. Ich wusste auch schon vor diesem Moment, dass Fleisch von toten Tieren kommt, und ich wusste auch von den Bedingungen, unter denen die meisten dieser Tiere leben. Aber es ist nun einmal sehr leicht, die Frikadelle mit Senf gedanklich von einer lebenden, atmenden Kuh abzukoppeln. Und besonders die Fleischwurst, die ich seit jüngster Kindheit fast noch lieber als Schokolade mag. Oder ein blutiges Steak. Ich esse das alles sehr gerne.

Gleichzeitig aber werde ich mir in letzter Zeit immer wieder der Widersprüche zwischen meinen Idealen und meinen Handlungen bewusst. Ich finde die Arbeitsbedingungen, unter denen die meiste Kleidung gefertigt wird, fürchterlich, kaufe aber trotzdem viele Dinge beim großen H. Ich weiß vom Klimawandel, fahre aber dennoch an jedem Arbeitstag über hundert Kilometer. Und ich weiß, dass für mein Fleischwurstbrot ein Tier sterben muss, finde den Verzicht darauf aber sehr unangenehm. Und doch funktioniert das für mich immer schwieriger. Die letzten Male, die ich „shoppen“ war, bin ich sehr schnell wieder aus dem Laden gelaufen, weil ich es nicht mehr gut vertrage, dass für meinen „Style“, meine Eitelkeit andere Menschen ausgebeutet werden.* Und ich hatte auch immer öfter ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir angesehen habe, wie viel Fleisch ich so esse, und wie gedankenlos ich das tue.

Ich sehe nicht, dass aus mir in absehbarer Zeit eine hundertprozentige Vegetarierin werden sollte, und ich habe vor allem nicht vor, plötzlich zur Missionarin zu werden. (Ich finde missionarische Veganer oder Vegetarier vollkommen unerträglich. Wenn mir jemand die eigene Meinung aufdrängt, erreicht er nur, dass ich ihn ignoriere, nicht, dass ich mich dieser Meinung anschließe.) Komplett wird das allein deswegen nur schwer funktionieren, weil ich keine Hülsenfrüchte vertrage, die für Vegetarier eine wichtige Eisenquelle darstellen. Und Tofu finde ich bisher primär merkwürdig. Aber vielleicht klappt es ja, den Fleischkonsum selten, und wenn, dann vollkommen bio zu gestalten. (Ich muss mich allerdings noch informieren, was „bio“ da genau bedeutet.)

In nächster Zeit werde ich versuchen, immer wieder alltagstaugliche vegetarische Gerichte zu posten, die wir in unsere Abendessens-Wochentagsrotation aufgenommen haben. Langeweile geht im Speiseplan einfach gar nicht, und der Verzicht auf irgendetwas macht mich im Kochen eher noch kreativer und neugieriger.

* Mir ist bewusst, dass das sehr vereinfacht dargestellt ist.

Einfach raus.

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Plötzlich ist die Examensarbeit abgegeben, endlich, endlich. Und es dreht sich nicht mehr alles darum, wie man ein irres Arbeitspensum bewältigen muss. Auf einmal ist da ein bisschen Zeit, die nicht genutzt und optimiert werden muss, sondern vertrödelt werden darf. Mit einem dicken Schmöker auf dem Sofa, eingekuschelt in die Lieblingsdecke, und ich darf so lange lesen, wie ich will, höchstens unterbrochen von einem Nickerchen oder einem Spaziergang.

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Herrlich, zumal der Liebste und ich einen Teil dieser Zeit genutzt haben, um einfach mal wegzufahren. Nicht weit weg, aber doch so, dass das Arbeitszimmer plötzlich nicht nur einige Stufen entfernt war, sondern 80 Kilometer. Einfach ans Meer. Mitten im Winter, wenn dort nur Leute sind, die einfach raus wollen, die ihre Ruhe wollen. Der eiskalte Wind im Gesicht, warm eingepackt und mit keiner einzigen Pflicht weit und breit. Schön, wenn das einzige, das an mir zerrt, der Wind ist.

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Schön auch, wenn die Sonne gerade untergeht, und plötzlich wieder der Kopf frei genug ist, um das wirklich zu genießen. Wir hatten eine Ferienwohnung, die einige Kilometer vom nächsten Ort entfernt lag, und hatten auch geliehene Fahrräder. Und als wir dann durch den Sonnenuntergang geradelt sind, auf diesem Feldweg, auf dem wir immer wieder im Schnee stecken blieben, das war einfach lebendig. Mittendrin dann das Gefühl, unbedingt ein Foto machen zu müssen. Anhalten, sich für den richtigen Winkel in den Matsch knien. Einfach nur von Moment zu Moment.

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Platz im Kopf. Für Abenteuer und für neue Ideen, für Geschichten und in einigen Momenten sogar für Leere.

Müssen wir öfter machen. Einfach raus gehen. Für eine Stunde, einen Tag oder ein Wochenende, gerne auch für länger. Raus zu den kleinen und großen Abenteuern.

 

Ceci n’est pas une pipe

Auch wenn extrem wenig Zeit für anderes bleibt zwischen Examensarbeit, Langentwürfen und der ein oder anderen Krankheit, ein bisschen Schönheit muss sein. Fünf-Minuten-„Kunst“ zwischen Pomodoros.

Die Idee, René Magrittes „Ceci n’est pas une pipe“ einfach überall hinzukleben. Weil es ja auch stimmt, dass eine Blume keine Pfeife ist. (Und übrigens mein Lieblingsfoto aus dem letzten Urlaub.)

Ceci n'est pas une pipe

Fünf-Minuten-Kunst, beispielsweise mit Keri Smiths „Everything is connected“.

Zitate, die mich an die Welt außerhalb meiner kleinen Blase erinnern und daran, dass ich irgendwann wieder alle viere von mir strecken darf, und einfach atmen. Richtig tief ein- und ausatmen, ohne Prüfungsdruck. Einfach daliegen und den Wolken zusehen.

Zitate, die mich daran erinnern, dass es aktuell zwar alles sehr viel ist, aber nicht schlimm im eigentlichen Sinne.

Weil ich immer noch erleben darf, wie sehr ich diesen Beruf liebe: die Zeit mit meinen Schülern, die Gespräche mit Kollegen, den zu vermittelnden Stoff. Weil ich mich aufgehoben fühle in meiner Schule, mit der wundervollen Gruppe aus Referendaren und den unterstützenden Ausbildungslehrern. Ach, ich wünschte, ich dürfte all die kleinen Geschichten erzählen, die ich erlebe. Die unfassbar klugen Dinge, die meine Schüler manchmal sagen, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie toll das gerade ist, was sie da tun. Die tiefen Fragen von 14jährigen, die so vieles noch wissen, was „Erwachsene“ vergessen haben. Die sich trauen zu fragen und zu hinterfragen. Und weil diese Prüfungszeit noch dieses Jahr zu Ende sein wird. Weil ich dann hoffentlich endlich, endlich hauptberuflich das machen darf, was ich schon seit zwanzig Jahren will. Lehrerin sein.

Bloß, weil alle sagen, dass Druck und Prüfungsangst und Arbeitslast und, und, und schlimm sind, heißt es nicht, dass das auch schlimm ist. Ich entscheide durch meine eigenen Bewertungen, wie mein Leben ist.

Ceci n’est pas une pipe.

Wünsch dir was.

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Jetzt ist wieder Advent, und auch wenn diese Zeit traditionell eher eine Zeit der Besinnlichkeit war, sieht es für mich und ungefähr jeden, den ich kenne, vollkommen anders aus. Der Advent ist die Zeit, in der man die anderthalbfache Arbeitslast mit Weihnachtsfeiern, hektischem Geschenkekaufen und wildem Dekorieren verbindet. Keine Zeit, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn wirklich innezuhalten.

Dabei sind es gerade jetzt die Momente, in denen ich wirklich ein Meer (oder doch zumindest eine Badewanne) aus Zeit habe, die mir die meiste Freude machen. Freitagabende, an denen man das Wochenende (und damit eine Zeit relativer Ruhe, wenn auch nicht Freizeit) vor sich hat. Mit einer Freundin auf dem Sofa lümmeln und reden, reden, reden. (Wie gut, wenn man eine solche Freundin hat!) Durch die Nacht spazieren und den eigenen Atem verwundert betrachten. Gemeinsam mit dem Liebsten unter einer Decke stecken, jeder versunken in sein Buch.

Und dann fiel mir plötzlich letztens auf, dass mein bisher „größter Weihnachtswunsch“ (ein Smartphone, das nicht immer wieder von selbst ausgeht oder dessen Akku länger als 8 Stunden hält) plötzlich kein Wunsch mehr ist. Weil ich viel lieber Zeit möchte, anstatt eine neues Gerät, das mich beherrscht. Weil Zeit aktuell ein so seltenes Gut ist. Denn jeder Tag scheint daraus zu bestehen, atemlos von Aufgabe zu Aufgabe zu Aufgabe zu rasen, abends vollkommen ausgelaugt ins Bett zu fallen, und diese Abfolge endlos zu wiederholen. Zeit, das wäre etwas.

Zeit mit Freunden.

Zeit alleine.

Zeit, um zu atmen.

Zeit am Meer.

Zeit, um 30 Bahnen im Schwimmbad zu drehen, in dieser vollkommenen Stille unter Wasser.

Zeit, um abends mal drei Stunden lang an meinem Schal zu häkeln, selbst wenn ich danach wieder alles aufmache.

Zeit, um ins Kino zu gehen und danach die drei Kilometer heimzulaufen.

Zeit, um nur mit einem Buch und dem Liebsten in einem Café eine heiße Schokolade mit Sahne zu trinken.

Zeit, um einen Ausflug mit meiner Lomo zu machen.

Zeit, um irgendein kreatives Projekt zu starten, ohne Garantie, dass es auch was wird.

Zeit.

Umso schöner, dass es jetzt die Aktion „Zeit statt Zeug“ gibt, in der dazu aufgerufen wird, Zeit zu verschenken. Ein Vorleseabend statt eines Buchs. Ein Zoobesuch statt eines Stofftiers. Gemeinsam ausmisten statt gemeinsam shoppen. Sich Zeit füreinander nehmen, weil das ohnehin viel glücklicher macht, als noch mehr Zeug anzusammeln. Weil zumindest ich noch mehr Dinge eigentlich wirklich nicht brauche, die Sehnsucht nach Zeit für mich aber gerade jene des Verdurstenden nach Wasser ist. Zeit, um allein zu sein. Zeit, um sich Nähe zu holen mit den Menschen, die ich liebe.

Ich wünsche euch eine schöne AdventsZeit.

Haiku.

Dinge, die ich so finde, wenn ich mich auf eine Seminarsitzung vorbereite. Schön.

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