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Goldener Herbst reloaded

Der Herbst ist richtig da, mit grau und nass und kalt und bäh. Plötzlich sehne ich mich mit einer großen Macht nach Farbe und Licht. Deswegen freut es mich umso mehr, wenn ich die Bilder sehe, die ich an einem goldenen Herbsttag vor einem Monat mit meiner Sardina geschossen habe. Ich hatte an dem Tag schon morgens frei, und als ich im Bus nach Hause fuhr, sah die Welt einfach magisch aus. Wunderschön. Wenn ich durch die Lomographie eines gelernt habe, dann das: Wenn ich es nicht jetzt auf Film banne, ist der Augenblick weg. Und mit ihm oft auch das Gefühl. Also habe ich einen spontanen Spaziergang durch eine meiner liebsten Ecken Oldenburgs gemacht, die Haarenniederung. Eine Freundin meint, im Sommer sähe es da aus wie in Indien (weswegen wir die Gegend jetzt auch so nennen). Für mich ist es vor allem ein kleines Paradies.

Dieses Bild sieht für mich total nach Paradies aus.

Den wunderschönen blauen Himmel betrachten. An manchen Tagen im frühen Herbst, wenn die Sonne strahlt und alles so hell ist, wünsche ich mir Solarzellen. Dann würde ich mich mit ausgebreiteten Armen auf ein sonniges Fleckchen stellen und einfach Licht sammeln.

Zusehen, wie ein Flugzeug den Himmel bemalt. Das hat immer ein bisschen was von diesen Zaubertafeln.

Die Hand auf die Rinde eines Baums legen und die gespeicherte Wärme spüren. (Außerdem musste ich darüber staunen, dass auf einer Gabelung des Baums Gras wuchs.)

Einfach ein Baum. In die Wipfel von Bäume zu fotografieren, davon kriege ich einfach nicht genug. Dieser hier war außerdem herrlich weich mit Moos gewachsen. Da beginne ich dann zu verstehen, warum Leute Bäume umarmen.

Baum. Grün. Himmel. Licht. (Ich glaube, das ist ein Rezept für pures Glück.)

Auf dem Heimweg dann an Bäumen mit leuchtend bunten Blättern vorbeilaufen. Und manchmal ergeben sich durchs Lomographieren dann so merkwürdige Blickwinkel – für mich sieht das Bild irgendwie auch nach Korallenriff aus.

Ein Spielstraßenschild („Halt. Das heißt nicht ‚Spielstraße‘, das heißt ‚verkehrsberuhigte Zone'“ sagt mein innerer Fahrlehrer), umwachsen von leuchtend gelben Blättern. Ich habe in diesen Tagen zig mal versucht, die Farbe dieser Blätter auf Film oder Speicherkarte zu bannen. Keine Chance – manchmal ist die Wirklichkeit schöner als jedes Bild.

Einige Blumen, die noch den kühlen Temperaturen trotzten.

Alltagshelden, die vierundfünfzigste

Jeden Dienstag aufs Neue Heute mal am Mittwoch die Dinge, die mein Leben schöner machen, einfacher, genussvoller. Alltagshelden, die man sonst gerne mal übersieht. Nach einer Idee von Roboti.

Nussfruchtriegel. Habe ich seit einigen Wochen immer dabei und sind seitdem absolute „Ich habe aber jetzt Hunger!“-Helden. Denn wenn ich Hunger habe, werde ich zum Tier.

Die Schürze, die meine Maman mir geschickt hat. Die hat erst meiner Urgroßmutter gehört, dann meiner Maman und jetzt mir. Damit ich beim Kochen immer meine Familie bei mir habe.

Meine tolle neue Brotdose.

7 Sachen, die achtundfünfzigste

Jeden Sonntag aufs Neue: 7 Sachen, die ich mit meinen zwei Händen gemacht habe, egal, ob das 5 Minuten oder 5 Stunden gedauert hat. Die Idee dazu stammt von Frau Liebe.

Beim Ausmisten auf dem Dachboden eine Kiste mit vielen Erinnerungen entdeckt. Obenauf liegen die Puppen, die ich als Kind hatte, weiter unten finden sich der Modeschmuck meiner Oma, Liebesbriefe von Exfreunden und so vieles mehr. Unfassbar wertvoll, das alles.

Während des Aussortierens immer wieder Katzen aus den Kartons gehoben. („Hurra, offene Kisten! Abenteuer!“) Die Katzen sind das, was ich an dieser Wohnung am allermeisten vermissen werde. Aber noch haben wir ja ein paar Monate.

Nachdem der Liebste beschlossen hat, seine Geo-Sammlung ins Altpapier zu entsorgen, habe ich wenigstens noch einige schöne Seiten rausgeschnitten. Für Umschläge, denn wenn eine Zeitschrift eindrucksvolle Bilder hat, dann doch wohl die Geo.

Ein schnelles, leckeres Mittagessen zusammengestoppelt. (Gemüsepfannkuchen vom Vorvortag, Gurkensalat und Suppe.)

Ein Buch zu Ende gelesen.

Ein kleines Weihnachtsgeschenk genäht.

Adventskalender fertiggestellt.

Wochenrückblick 42/12

|Gesehen| „Watchmen“ zum Teil – aber beim zweiten Mal gucken fand ich ihn weniger gut, auch wenn ich die parallele Realität und die Düsternis noch immer großartig fand. Vielleicht waren meine Erwartungen diesmal zu hochgeschraubt? Vielleicht hätte ich nebenbei keine Umschläge machen sollen?

|Gehört| Radio Paradise. Neil Young, Laura Marling, Tom Petty & The Heart Breakers.

|Gemacht| Einen Upcyclingkurs geleitet (und kein einziges Foto geschossen!). Weiterhin adventskalendert. Umschläge aus Atlasseiten und Theater-Programmheften. Noch ein Buch gebunden. Die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken.

|Getan| Fahrstunden gehabt und die Gefahrbremsung gelernt. Für die Theorieprüfung gelernt. Sehr viel unterrichtet und es größtenteils genossen.

|Gelesen| „Der letzte amerikanische Mann“ von Elizabeth Gilbert. (Ich bin ja ganz großer Fan der Frau.) Ein paar Seiten in „Siddharta“ von Hermann Hesse. Für das Buch brauche ich Zeit, aber die lohnt sich. (Danke, Inge!)

|Gegessen| Vom Liebsten geschmierte Pausenbrote. Kartoffel-Lauch-Suppe mit Lachs (von den Sachen, die der Liebste kocht, ist das ein Leibgericht). Rehgulasch. Asiapfanne in ganz schnell (von Iglo). Gyrospfanne. Dunkle Schokolade mit Minze und grünem Tee.  Nudeln in vielen Variationen.

|Getrunken| Wasser. Africola. Schwarztee. Bionade. Spaaaannend, ne?

|Gefreut| Über Zeit mit den Schülern und tolles Feedback.

|Gelacht| Mit den Schülern. Ich habe einfach einen riesigen Spaß an ihrem Schabernack.

|Geplant| Meine ganzen To-Do’s, ob das nun mit Rentenversicherung, Bankenkrams oder Geschenken zu tun hat.

|Gekauft| Eine neue Brotdose, die das Zeug zum Alltagshelden hat.

|Gewünscht| An diese eine Schule zu kommen. (Und immer wieder in ruhigen Minuten mit geballten Fäusten und zugekniffenen Augen richtig aktiv gewünscht.) Auch im Ref mit dem Liebsten zusammenwohnen zu können.

 

Lieblingslinks:

In diesem Calvin-and-Hobbes-Cartoon habe ich mich dermaßen wiederfinden können. (Und der Liebste lachte auch, als er ihn las – ich kann ja nicht mal Rezepte befolgen, ohne ungefähr alles daran zu ändern.)

Je mehr Bilder von Marc Johns ich sehe, desto mehr werde ich Fan. Dieses Bild und dieses dürften gerne in der neuen Wohnung hängen. Und sein neues Buch (mit ganz vielen tollen Bildern) darf dann auf den Couchtisch.

Ein Pärchen mit zwei Kindern (eines 4, eines im Säuglingsalter) nutzt die Elternzeit, um gemeinsam eine Weltreise zu machen. Was sie erleben, kann man hier nachlesen.

Für die Kamerafetischisten unter euch: Hier findet ihr zwei hochaufgelöste Bilder von Vintagekameras. Die kann man sich dann an die Wand hängen, was ziemlich, ziemlich gut aussieht. (Via Dudecraft.)

Ein Cartoon über die Zahl Pi und über Kuchen. Also, über Pi und Pie. Hihi.

Was Geninne Zlatkis so mit Stempeln hinkriegt, haut mich immer wieder aus den Socken.

Ein wunderschönes Zitat (das nebenbei auch schön aussieht) über Dankbarkeit.

Fotos von Wäldern in Licht und Nebel. Kann man nicht in Worte fassen, muss man angucken.

Wann immer Susannah Conway über Veränderungen schreibt, freue ich mich ein wenig mehr auf den Umzug und das Referendariat.

Trommelwirbel…

Für diejenigen unter euch, die bei meiner Adventskalender-Verlosung mitgemacht haben, ist es jetzt Zeit, nervös zu werden. Richtig aufgeregt, mit schwitzigen Händen und Schnappatmung. (Immerhin geht es hier um einen selbstgebastelten Adventskalender, inklusive ganz viel Liebe. Da muss man als Teilnehmer eines Giveaways auch ein wenig emotionales Engagement zeigen, finde ich.)

Also…

Das Licht geht aus…

Trommelwirbel…

Spot an…

And the winner is:

(Es waren zwar 23 Kommentare, aber einer hatte explizit geschrieben, dass er kein Los wollte.)

Und wenn man dann von oben nach unten zählt (natürlich in so einer Nasa-„Gleich startet die nächste Apollo-Mission“-Stimme), entspricht das dem Kommentar von Lisa:

Glückwunsch zum gewonnenen Adventskalender! Ich schreibe dir gleich eine Mail, damit du das auch auf jeden Fall mitbekommst (und weil ich deine Adresse brauche).

Alltagshelden, die dreiundfünfzigste

Jeden Dienstag aufs Neue Dinge, die mein Leben schöner machen, einfacher, genussvoller. Alltagshelden, die man sonst gerne mal übersieht. Nach einer Idee von Roboti. Heute (wie auch letzte Woche schon) nur einer. Weil manche Helden so toll ist, dass sie das Rampenlicht ganz alleine brauchen.

Ich habe heute den Schülern meiner Upcycling-AG erzählt, dass ich im nächsten Halbjahr nicht wiederkomme, weil ich umziehen muss. Die Empörung war groß, was mein Ego doch sehr gestreichelt hat. Ein Schüler hat für sich eine Gelegenheit erkannt und gleich gefragt, ob er dann nicht die AG leiten dürfe – der Junge ist 11. Ziemlich geschäftstüchtig, ich musste echt schmunzeln.

Und als ich dann am Aufräumen war, haben die Schüler das hier an die Tafel geschrieben:

Ich werde mir das Foto ausdrucken und an die Wand hängen. Ich meine, egal, was das Ref bringt, egal, wofür ich alles kritisiert werde und wie oft ich verkacken werde (und das gehört zum Lernprozess einfach dazu) – das habe ich geschafft. Das, worauf es im Endeffekt ankommt: dass ich zu den Schülern durchdringen kann. (Hab ich schon erzählt, dass mittlerweile die meisten meiner AG-Schüler bei sich zu Hause Origami üben, weil sie das so toll finden?)

Die haben echt mein Herz geklaut, die Kleenen.

P.S.: Denkt an das Adventskalender-Gewinnspiel!!

Wochenrückblick 41/12

Zuallererst: Ich habe die Seminarzuteilung fürs Referendariat bekommen: Ich komme nach Leer. (Wie ein Freund meinte: Das macht Sinn. Ich werde schließlich auch Leererin.) Das war bei der Seminarvergabe mein Zweitwunsch und somit bin ich erstmal zufrieden damit, nach acht Jahren Oldenburg ein bisschen weiter aufs platte Land zu ziehen. Dahin, wo die Klinkerbauten stehen und wo die Wiesen so grün sind, wie man sich das sonst nur von Neuseeland vorstellt. Wo es nach Meer riecht und wo es gebietsweise mehr Kühe als Menschen gibt. In welches Städtchen es mich genau verschlagen wird, erfahre ich irgendwann demnächst.

|Gesehen| Skyfall auf Englisch. (Ich liebe die James-Bond-Filme mit Daniel Craig. Die machen einfach einen ganz großen Spaß.) Coldplay, im Kino. Zwei Drittel Konzert, ein Drittel Doku, komplett sehenswert. (Hier der Trailer.) „Mormon Freeman oder! Päng – eine Kurzstück kollage“ – auch hier wieder bin ich ziemlich begeistert vom Oldenburger Unitheater.

|Gehört| Radio Paradise. Lena, Herbert Grönemeyer, Coldplay. “Himmlische Wunder” von Joanne Harris.

|Gemacht| An den Adventskalendern weitergebastelt. Ganz viele Projekte für den Upcyclingkurs morgen vorbereitet. Ich bin gespannt und werde berichten. (Es ist so toll, Kurse zu leiten. Ganz großer Spaß, und ganz großes Adrenalin.)

|Getan| Fahrstunden gehabt – das geht immer leichter und macht auch immer mehr Spaß. Mein Schlafdefizit bekämpft.

|Gelesen| “Die Meisterin” von Trudi Canavan. „What The Body Remembers“ von Shauna Singh Baldwin.

|Gegessen| Vom Liebsten geschmierte Pausenbrote. Eintopf mit ganz viel Gemüse und Merguez. Fruchtriegel. Weihnachtsschokolade mit Zimt und Koriander.  Geschnetzeltes mit Kartoffelpüree. Viele Salate. Koreanische Pfannkuchen. Nudeln mit Tomatensauce. Fruchtriegel.

|Getrunken| Wasser. Africola. Schwarztee. Bionade.

|Gefreut| Über das Geschenk einer Schülerin.

|Gelacht| Im Theater. Über den Schabernack einiger Jungs, die einfach übermütig waren und in ihrem Unfug noch sehr niedlich.

|Geplant| Einen Upcycling-Kurs. Findet morgen statt. Erstaunlich, wie viel Arbeit das ist. Nicht überraschend, wie viel Spaß das macht. Einige nette Unternehmungen in den nächsten Wochen.

|Gekauft| Die letzten Füllungen für den Adventskalender des Liebsten. Einen JahresWochenvorrat an Africola.

|Gewünscht| Zeit. Einfach viel, viel Zeit, um zu schlafen und zu lesen und meine Adventskalender fertigzustellen. Genug Geld für ein kleines Autochen, aber das ergibt sich dann auch irgendwie.

Adventskalender sucht nettes Zuhause

Tadaaaaaaa! Er ist da, mein 500. Blogbeitrag. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich meinen 200., was ja nur bedeuten kann, dass ich fast täglich gebloggt habe. Krass.

In dieser Zeit hat sich die Besucherzahl auf meinem Blog außerdem ungefähr verdreifacht, sodass ich jetzt auf 250 Pageloads am Tag komme, selten auch mal über 400. Für viele mag das immer noch wenig sein, aber ich finde das ziemlich klasse.

Und weil man die Feste feiern muss, wie sie fallen, verlose ich auch dieses Jahr wieder einen selbstgemachten und selbstbefüllten Adventskalender. Dieses Jahr bin ich einem bestimmten Druckerzeugnis verfallen, und weil ich davon so begeistert bin, fülle ich den Kalender mit meinen liebsten Artikeln daraus. Manche schön, manche lustig, manche nachdenklich stimmend. Denn Schokolade könnt ihr euch selbst kaufen, ich will lieber eure Gedanken füttern.

Was ihr tun müsst, um zu gewinnen? Ganz einfach: Kommentiert bis zum 22.11. um 22:11 hier, und schreibt mir, welche Zeitschriften/Zeitungen ihr so lest. Wenn ihr von einer Zeitung oder Zeitschrift die Onlineausgabe regelmäßig lest, schreibt auch das hin. (Einfach nur, damit jemand den Kalender gewinnt, der die Artikel nicht alle schon kennt. Wäre ja doof sonst.) Zusätzliche Lose gibt es, wenn ihr darüber twittert, es auf Facebook teilt oder darüber bloggt (erwähnt alles davon in einzelnen Kommentaren). Teilnehmen können alle, die in der EU wohnen (außer in den außereuropäischen Gebieten wie Französisch-Guyana).

Ein heißes Getränk

Es wird Herbst, und wenn ich durch die Stadt laufe, um zu tun, was ich eben so tue, bin ich froh um alles, was mir Wärme schenkt. Mein Wintermantel. Jedes Geschäft, in das ich gehe. Der Bus, mit dem ich wieder nach Hause fahre. Vor allem aber reizt mich dann der Gedanke an mein kuscheliges Zimmer, mit meinem Sofa, meinem Bett und der Heizung.

Und dann laufe ich vorbei an einem Bettler, der am Rand der Fußgängerzone sitzt. Also, mir wird schon kalt, wenn ich einige Minuten an der Bushaltestelle warte, und ich trage wirklich warme Kleidung. Wie lange er da schon sitzt, weiß ich nicht, aber wenn ich ihn so ansehe, wird mir noch kälter, aus so vielerlei Gründen. Ich meine, wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, und wenn da ein Mensch auf dem Boden sitzt, zu unseren Füßen, laufen so viele vorbei.

Am liebsten würde ich jedem was geben. Kann ich aber nicht.  Und manchmal, wenn ich mit X unterwegs bin (X ist ein Mensch, den ich schon lange kenne, seine Identität spielt keine Rolle) und etwas geben will, hält er mich ab. Und dann erzählt mir X von irgendwelchen Banden, bei denen die eigentlichen Bettler kaum was von meinen paar Münzen behalten dürfen. Und meint, dass ich lieber an mich denken soll. Schließlich habe ich ja hart gearbeitet und mein Glück verdient.

Aber ehrlich gesagt bin ich sehr dankbar, dass ich nicht immer das kriege, was ich verdiene, im Guten wie im Schlechten. Stellt euch vor, alles in eurem Leben wäre eine direkte Folge eurer Handlungen – jeder Erfolg, jeder schöne Moment, aber auch jeder Verlust, jedes Scheitern, jede Krankheit. Ich fände das unerträglich, und ich bin froh, dass zu meinem Leben eine gute Prise Zufall gehört.

Und dann laufe ich, die ich in meinem Leben so viel Glück habe, an einem Menschen vorbei, der viel weniger Glück hatte. Und er sitzt mir da zu Füßen, und er friert. Das ist scheiße. Es ist ungerecht, und wenn ich da an ihm vorbeilaufe, tut mir sein Anblick einerseits weh, andererseits bin ich froh, dass ich nicht mit ihm tauschen muss. Dass ich meinen Liebsten habe, der für mich einsteht, und dass ich ein sehr starkes Netz habe, dass mich sehr lange davor beschützen kann, anderen Menschen zu Füßen zu sitzen und zu frieren.

Das mindeste, was ich tun kann, ist immer wieder ein bisschen Kleingeld parat zu haben. Und an kalten Tagen hinzugehen und zu fragen, ob man beim Bäcker nebenan ein heißes Getränk besorgen soll, und wie er es denn gerne hätte. Auf Augenhöhe. (Ich hab einmal ohne zu fragen einen Kaffee besorgt, der dann höflich abgelehnt wurde. Weil Kaffee ungesund ist, auch bei -10°C. Seitdem frage ich immer.) Weil es eine Sache ist, im Vorübergehen Kleingeld in eine Tasse zu werfen, eine ganz andere aber, wirklich miteinander in Verbindung zu treten.

Probiert’s mal aus. X hat nämlich unrecht.

Alltagshelden, die zweiundfünfzigste

Jeden Dienstag aufs Neue Dinge, die mein Leben schöner machen, einfacher, genussvoller. Alltagshelden, die man sonst gerne mal übersieht. Nach einer Idee von Roboti. Heute mal nur einer.

Dieses Origamischwein ist etwas ganz besonderes, denn ich habe es vor einigen Stunden von einer Schülerin meiner Upcycling-AG geschenkt bekommen. Es ist das erste Geschenk, das ich je von einem Schüler bekommen habe, und ich habe mich einfach riesig gefreut. Nachdem ich mit den Kids in der letzten Woche angefangen hatte, Origami zu üben, damit wir letztendlich Christbaumschmuck aus altem Papier herstellen können, hatte sie sich zu Hause hingesetzt und geübt, wie man ein Origamischwein faltet. Das durfte sie mir dann auch zeigen, und das „Vorführschwein“ hat sie mir geschenkt. Nun ist es in meinem Portemonnaie, immer dabei.

Einer der Jungs in meiner AG hatte sich, als wir aus alten Socken und der Füllung eines Uralt-Schlafsacks Kuscheltiere machten, einen Angry Bird gemacht. Seitdem er den hat, meint er, hat er immer Glück gehabt.

Wisst ihr, solche Momente, das sind echte Alltagshelden. Die AG ist aktuell die einzige Gruppe, die ich regelmäßig habe. Insgesamt sind das zehn Kinder, und nach und nach lerne ich sie kennen und kann mit ihnen eine Beziehung aufbauen. Wenn ich dann merke, dass das, was ich mit ihnen gemacht habe, bei ihnen positive Spuren hinterlässt, ist das einfach klasse. Das muss ja nicht viel sein, aber so eine winzige Spur, das ist schon was. Ich freue mich mittlerweile sehr aufs Referendariat, weil ich da (bei allem Bewertungsdruck und der wohl extremen Arbeitsbelastung) meine eigenen Gruppen haben werde, anstatt wie beim Vertretungsunterricht ständig neue Klassen zu haben. So gerne ich auch jetzt meinen Job mache, so sehr wünsche ich mir, die Kinder kennen zu lernen, um ihnen wirklich gerecht zu werden, um sie als Individuen wahrnehmen zu können statt als Gruppe. Das geht aber nur, wenn ich eine Klasse kenne, wenn ich die Namen weiß, wenn ich ein bisschen was über jeden Schüler erfahren habe, seine Stärken, seine Schwächen, seine Besonderheiten. Darauf freue ich mich.


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