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Ein heißes Getränk

Es wird Herbst, und wenn ich durch die Stadt laufe, um zu tun, was ich eben so tue, bin ich froh um alles, was mir Wärme schenkt. Mein Wintermantel. Jedes Geschäft, in das ich gehe. Der Bus, mit dem ich wieder nach Hause fahre. Vor allem aber reizt mich dann der Gedanke an mein kuscheliges Zimmer, mit meinem Sofa, meinem Bett und der Heizung.

Und dann laufe ich vorbei an einem Bettler, der am Rand der Fußgängerzone sitzt. Also, mir wird schon kalt, wenn ich einige Minuten an der Bushaltestelle warte, und ich trage wirklich warme Kleidung. Wie lange er da schon sitzt, weiß ich nicht, aber wenn ich ihn so ansehe, wird mir noch kälter, aus so vielerlei Gründen. Ich meine, wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, und wenn da ein Mensch auf dem Boden sitzt, zu unseren Füßen, laufen so viele vorbei.

Am liebsten würde ich jedem was geben. Kann ich aber nicht.  Und manchmal, wenn ich mit X unterwegs bin (X ist ein Mensch, den ich schon lange kenne, seine Identität spielt keine Rolle) und etwas geben will, hält er mich ab. Und dann erzählt mir X von irgendwelchen Banden, bei denen die eigentlichen Bettler kaum was von meinen paar Münzen behalten dürfen. Und meint, dass ich lieber an mich denken soll. Schließlich habe ich ja hart gearbeitet und mein Glück verdient.

Aber ehrlich gesagt bin ich sehr dankbar, dass ich nicht immer das kriege, was ich verdiene, im Guten wie im Schlechten. Stellt euch vor, alles in eurem Leben wäre eine direkte Folge eurer Handlungen – jeder Erfolg, jeder schöne Moment, aber auch jeder Verlust, jedes Scheitern, jede Krankheit. Ich fände das unerträglich, und ich bin froh, dass zu meinem Leben eine gute Prise Zufall gehört.

Und dann laufe ich, die ich in meinem Leben so viel Glück habe, an einem Menschen vorbei, der viel weniger Glück hatte. Und er sitzt mir da zu Füßen, und er friert. Das ist scheiße. Es ist ungerecht, und wenn ich da an ihm vorbeilaufe, tut mir sein Anblick einerseits weh, andererseits bin ich froh, dass ich nicht mit ihm tauschen muss. Dass ich meinen Liebsten habe, der für mich einsteht, und dass ich ein sehr starkes Netz habe, dass mich sehr lange davor beschützen kann, anderen Menschen zu Füßen zu sitzen und zu frieren.

Das mindeste, was ich tun kann, ist immer wieder ein bisschen Kleingeld parat zu haben. Und an kalten Tagen hinzugehen und zu fragen, ob man beim Bäcker nebenan ein heißes Getränk besorgen soll, und wie er es denn gerne hätte. Auf Augenhöhe. (Ich hab einmal ohne zu fragen einen Kaffee besorgt, der dann höflich abgelehnt wurde. Weil Kaffee ungesund ist, auch bei -10°C. Seitdem frage ich immer.) Weil es eine Sache ist, im Vorübergehen Kleingeld in eine Tasse zu werfen, eine ganz andere aber, wirklich miteinander in Verbindung zu treten.

Probiert’s mal aus. X hat nämlich unrecht.

Heimat

Seit über 9 Jahren lebe ich jetzt in Norddeutschland, und damit ungefähr 600km entfernt von meiner Heimatstadt, Rastatt. Und auch wenn ich hier mittlerweile mein Zuhause habe, mit meinem wundervollen Nils, einem tollen Freundeskreis und in einer Stadt, die ich wirklich liebe, ja, auch wenn ich im Jahr höchstens ein paar Tage in Rastatt verbringe (dafür aber mehrmals wöchentlich nach Hause telefoniere) – meine Heimat bleibt meine Heimat. Auch, wenn ich eigentlich nie Heimweh habe, denn die Dinge, nach denen ich ernsthaft Heimweh haben könnte, gibt es nicht mehr: Die Wohnung meiner Oma, und sie selbst ist auch tot, meine alte Schule ist nicht mehr meine Schule und bei meinen beiden Eltern habe ich auch kein Zimmer mehr. Warum auch, wenn ich fast nie da bin? Trotzdem. Heimat.

Da sind immer noch meine Eltern und ein bisschen sonstige Familie. Ein paar Schulfreunde und auch ein ehemaliger Lehrer, mit dem ich mich gerne zum Kaffee verabrede, wenn ich da bin. Der Geruch in der Wohnung meiner Mutter und die Autofahrten mit meinem Vater. Fleischkäsewecken und Brezeln und Hildabrödle, und die tollen Rouladen, die mein Stiefvater kocht. Das Grab meiner Oma und die bekannten Straßen und das Haus der Eltern meiner besten Freundin. Heimat.

Deswegen jetzt ein paar totally random impressions meiner Heimatstadt (bei meinem Besuch im Juli aufgenommen), beispielsweise dieses postkartenkitschige Motiv, dass die „Skyline“ zeigt.

Das einzige Bild, das ich gemacht habe, als ich durch meine alte Schule gestreift bin. Viel Zeit und ein plötzlich abgeschlossenes Lehramtsstudium führen schon mal dazu, dass ich zu meiner alten Schule zurückgehe. Umso schöner, dass der beste Hausmeister der Welt noch da ist, jetzt sogar mit eigenem Zimmer. 007 passt gut zu einem, der unfassbar cool ist, viele Späße mitmacht und die besten Wurschdwecken der Welt schmiert.

Das Grab meiner Großeltern, das ich jedes Mal besuche, wenn ich da bin. Beim letzten Mal wollte ich mir mehr Zeit nehmen, und einfach mal eine halbe Stunde dort verbringen. Habe ich auch gemacht, aber dabei festgestellt, dass ein Grab für mich nicht der beste Ort ist, um geliebter Menschen zu gedenken. Es ist viel schöner, Oma immer mit mir im Herzen rumzutragen, und mich manchmal beim Anblick von Ansichtskarten dabei zu ertappen, dass ich ihr mal wieder schreiben könnte. Oder ihr zu Ehren ein Fischbrötchen, Kohlrabi oder Erfrischungsstäbchen zu essen.

Von der Tatsache, dass sowohl mitten in Rastatt als auch wenige Kilometer außerhalb Schlösser stehen, bin ich jedes Mal wieder begeistert.

Wenn ich nach Rastatt fahre, schlafe ich meistens bei den Eltern meiner besten Freundin. Irgendwie hat sich das so eingebürgert, zumal sie bis vor wenigen Jahren dann auch immer her kam und wir nächtelang gequatscht haben, die Speisekammer geplündert und spazieren gegangen sind. Arbeit und Sachzwänge und überhaupt machen das seltener, aber trotzdem schlafe ich immer noch gerne bei ihren Eltern. Doppelter Elternbesuch, doppelt bemuttert werden. Toll.

Dabei habe ich immer den Garten besonders bewundert. Es ist der schönste Garten, den ich kenne – und der Vater meiner besten Freundin ist ein ehrgeiziger Chili-Kakteen-Zitrusfrüchte-Züchter. Ich meine, ein Garten, in dem man Kiwis, Trauben, Chilis, Kräuter, alle möglichen Zitrusfrüchte und sowieso die Standardgemüsesorten ernten kann, das ist für mich ein Paradies. Besonders, wenn trotzdem noch Platz für ein kleines bisschen Chaos und für Blumen bleibt. Und fürs Grillen und Essen und für all die Katzen, die den beiden so zulaufen. (Katzen und Kinder. Ein bisschen bin ich ihnen ja auch zugelaufen.)

Das hier ist ein winziger Bruchteil der Kakteen:

Ein paar wenige mehr:

Und nein, das hier ist nicht das Haus. Das hier ist nur der Gartenschuppen. Toll, ne?

Ja, Heimat. Ohne Heimweh, aber dafür mit ganz viel wunderbarer Geborgenheit, allein schon durch das Wissen, dass man hin kann, wenn was ist. Und durch das Wissen, dass es voll ok ist, dass man weit weg sein eigenes Ding macht.

Hamburg, meine Perle

Schon wieder eine Woche her, dass ich mit dem Liebsten ein Wochenende in Hamburg verbracht habe. Anlass war die Tatsache, dass wir beide zum 30. September unseren Studentenstatus verloren haben, und damit eben auch das Semesterticket. Und unser Semesterticket, das betrauern wir wirklich ein wenig, denn damit konnten wir in halb Niedersachsen herumgondeln und haben das auch gerne gemacht. So musste das letzte Wochenende mit unserem Freifahrtschein auch ordentlich gefeiert werden. Ergo: Hamburg-Kurzurlaub.

All die großartigen Sachen, die wir gegessen haben, habe ich nicht in schöner Form fotografieren können, aber trotzdem muss ich dringend das Essen in Meister Lo’s Nudelhaus empfehlen, wo man tolle Nudelsuppen und noch besser Dim Sums bekommt, und auch die Backkartoffeln bei Kumpir verdienen echt eine Erwähnung.

Davon abgesehen waren wir noch in beiden Filialen einer der schönsten Buchhandlungen, die ich jemals gesehen habe, bei Stories.  In beiden habe ich mich eine Stunde lang festgeschmökert, habe gestöbert und wäre am liebsten auch drei Stunden geblieben. In Zeiten von Thalia sind Buchhandlungen, in denen es mehr um Bücher geht als um Gewinn, ein echter Schatz.

Hier jetzt ein paar Eindrücke von einem absolut wunderbaren Wochenende.

Spaziergang durch die Mönckebergstraße – verbunden mit Diskussionen über die Luxus- und Kaufwut vieler Menschen. Wenn ich beispielsweise in ein Juwelierfenster schaue, in dem Anhänger für Bettelarmbänder verkauft werden, komme ich ins Grübeln. Weder sind sie in irgendeiner Form nützlich noch sind sie wirklich schön – ich meine, hinter dem Design steckt nicht viel Grips. Die ganze Zeit musste ich an die Puppe denken, die Michael Ende in „Momo“ beschreibt – sie kann nichts, man kann nicht mit ihr spielen, und um sich nicht zu langweilen, muss man immer mehr Zubehör kaufen. Je mehr ich mich mit Upcycling und der Herkunft von Dingen befasse, desto trauriger macht mich das. Ich meine – man kauft sich irgendwelches Zeug, muss dafür viel arbeiten und belohnt sich dann wieder mit Zeug, und dazwischen geht wertvolle Lebenszeit flöten. Das kann’s ja nun auch nicht sein. Besonders, wenn vor dem Alsterhaus ein Bettler sitzt und die meisten, die hineingehen, ihn nicht eines Blickes würdigen. Ich hab das nicht lange ausgehalten und musste aus dem Luxuskaufhaus raus, weil mir wirklich körperlich übel wurde.

Umso schöner dann unser Vormittag in Planten un Blomen, einem wunderschönen Park. In der frühherbstlichen Luft auf einer Bank sitzen, Eichhörnchen beobachten und Herbstkrokusse entdecken. Glück kann so einfach sein.

Fischen beim Fensterputzen zusehen.

Besonders die Tropengewächshäuser hatten es mir angetan. Freier Eintritt, und dafür eine Pflanzenpracht, die locker mit der Wilhelma mithalten kann. Man findet da echte Kuriositäten, so beispielsweise die Menschenfressertomate, die so heißt, weil sie von Kannibalen auf den Fiji-Inseln gegessen wurde. Wenn man nämlich Menschenfleisch isst, bekommt man ziemliche Verdauungsprobleme – und diese Frucht lindert das wohl ein wenig (ich hab’s jetzt nicht ausprobiert).

Abends dann ins Planetarium. Das Foto zeigt ein Deckenbild im Foyer, das ich ganz wundervoll fand. Wir haben uns jedes Detail angeguckt, und endlich ist mir klar, dass der Große Wagen ein Teil des Großen Bären ist. (Ein Wochenende mit Lerneffekt, ihr merkt es schon.) Eigentlich waren wir aber da, um Musik von Jean-Michel Jarre zu hören und dazu eine Lightshow zu sehen. Der Liebste fand’s toll, ich fand es zuerst interessant, bekam dann Nackenschmerzen und schlief schließlich ein. Das kommt davon, wenn ich mir etwas im Liegen ansehe.

Hier ein Bild von der Speicherstadt – obwohl wir schon ein halbes Dutzend Male in Hamburg waren, kannte ich diesen Teil bisher nicht. Ich muss sagen, richtig schön da.

Ein bestickter Zaun in der Speicherstadt:

Eines der Highlights: Eine Führung bei Dialog im Dunkeln. Da wird man 90 Minuten blind durch eine Ausstellung geführt, lernt die Benutzung eines Blindenstocks und bekommt ein Gefühl, wie die Welt ohne Augen aussähe. Sehr spannend, und sehr zu empfehlen.

Schließlich ein Besuch im Miniaturwunderland. Auch als jemand, der sich nun nicht so besonders für Modelleisenbahnen interessiert, lohnt sich das deutlich. Ich fand die Akribie, die für solche Landschaften notwendig ist, absolut bewundernswert, zumal bei jeder Figur darauf geachtet wird, dass sie etwas sinnvolles tut, das zur Situation passt. Und der Humor, der immer wieder hervorblitzt, wenn plötzlich irgendwo ein Einhorn in einer Höhle steht, ist auch klasse. Das Bild zeigt übrigens eine Schweizer Stadt im Sonnenuntergang, denn es gibt in jedem Raum auch Tag- und Nachtwechsel.

Auf dem Jahrmarkt

Im Urlaub gab es einen Tag, an dem ich mit meinem Vater durch die Gegend gegondelt bin, ein paar Fotos folgen da auch noch. Ein ganz und gar großartiger Tag mit schönen Städten, guten Gesprächen und hervorragendem Essen – und einem Vater, der ob meiner Foto-Verrücktheit ziemlich geduldig blieb.

Als wir einen Zwischenstopp in Speyer einlegten, parkte mein Vater auf einem Parkplatz, auf dem ein teilweise aufgebauter Jahrmarkt stand. Es war Sonntag, keiner arbeitete und die Fahrgeschäfte standen da so unvollständig. Da musste mein Vater dann sehr geduldig sein, denn ich musste mir dringend alles anschauen und vor allem: Alles aus den unterschiedlichsten Perspektiven fotografieren. Ich meine – wann hat man mal diese Gelegenheit? Man kann sich die Aufbauten genau ansehen, ohne dass man von irgendwem bei Seite gedrängt wird. Und es ist ganz still, ungewöhnlich für einen solchen Ort.

Begeistert war ich beispielsweise vom Riesenrad, dem noch die Gondeln fehlten. Man erkennt es dennoch, und ich fand es fast noch schöner in diesem rohen Zustand:

Und hier sieht man sie dann, die Gondeln. Noch gestapelt zu Füßen des Riesenrads. (Und bei diesem Foto merke ich: Ich hätte mittlerweile ganz gerne eine SLR, um mehr Kontrolle über die Schärfen und Unschärfen meiner Fotos zu haben. Zumindest manchmal.)

Aber auch die anderen Fahrgeschäfte hatten ganz viel. Bei diesem hier bin ich ganz verliebt in die Bonbonfarben, die ich im Alltag zwar nicht mag, die aber ganz hervorragend zu einer Kirmes passen.

Weil es so schön ist, gleich noch einmal. Diesmal sieht man dann auch, dass es keine Bonbonmaschine ist, sondern tatsächlich ein Fahrgeschäft.

Eine Achterbahn ohne Wägen darauf. Nur das blanke Gerüst und die Ahnung, dass dort einige Tage später viel Gekreische zu hören sein könnte.

Und noch ein Gedanke des Liebsten: Ist doch eigentlich schon merkwürdig, wenn man so begeistert wie ich analog fotografiert, dann aber die Fotos nicht aufhängt, sondern einscannt und verbloggt. (Das mit dem Aufhängen soll allerdings in der nächsten Wohnung geändert werden.) Und er hat recht… Diese ganze Blogwelt ist herrlich, aber gerade die vielen Craftingblogs zeigen auf ganz erstaunliche Weise, wie stark digitale und analoge Welt verschränkt sind. Wir tun etwas mit unseren Händen – wir nähen, zeichnen, fotografieren, kochen – und dann pflegen wir es in diese virtuelle Parallelwelt ein, die sich Internet nennt. Wir leben in interessanten Zeiten.

Passfotos

Jeden Donnerstag wieder ein Gegenstand und die Erinnerungen, die ich damit verbinde. Heute: Einige Streifen mit Passfotos, mit und ohne den Liebsten.

Es gibt Dinge, die mag ungefähr jeder. Schokolade. Sternschnuppen. Und Passbilder. Keine Ahnung, wieso. Eines der Mysterien der Welt, schätze ich.

Jedenfalls geht’s mir so.

Ich kann nicht an einem Passfotoautomaten (also, nicht so nem doofen biometrischen) vorbeigehen, ohne den aktuellen Moment festhalten zu wollen, in 4 Einstellungen. Und irgendwie sind Passfotos auch die einzigen Bilder, auf denen ich mir wirklich gut gefalle…

Auf dem oberen linken Bild bin ich in Berlin, das ist jetzt sechs Wochen her, auf meiner Deutschlandreise. Da ich alleine gereist bin, aber fotografiert habe, als wäre ich vollkommen irre geworden, war es auch irgendwie logisch, mich mit der La Sardina zu fotografieren. Während ich auf die Fotos wartete, kam eine dänische Familie an. Und wie es mir mit der Kamera öfter passiert, haben wir uns erstmal lang und breit über Lomographie unterhalten (so eine bunte Kamera bringt einen echt in Kontakt), und irgendwann stand ich dann ne Weile herum und wartete hoch bepackt mit vier Jacken, damit die Familie gemeinsam in den Fotoautomat passte und ein Erinnerungsfoto von Berlin machen konnte.

Das obere rechte Bild ist eine meiner Favoriten – entstanden vor vier Jahren, als ich in Australien war. Nils hatte mich für 6 Wochen besucht, und in einem Einkaufszentrum stand eben so ein Automat. Als er dann später wieder weg war, und ich zumindest zeitweise schier starb vor Heimweh und Sehnsucht, habe ich diese Passfotos ständig bei mir getragen.

Und das letzte Bild ist in einem Fotoautomat in Hamburg entstanden. Ich liebe diese Stadt, und einer der ganz großen Vorteile meines Semestertickets war die Tatsache, dass ich hinfahren konnte, so oft ich nur wollte. (Das heißt: ungefähr zweimal im Jahr. Naja.) Zusammen in die große Stadt fahren, durch kleine Läden bummeln, irgendwo etwas essen und sich einfach ganz viele Ideen holen.

Also, idealerweise hätte ich ja gerne Passfotos aus jeder Stadt, in die ich fahre – aber der Witz ist ja, dass man diese Automaten nur mit Glück findet, plötzlich, wenn man einfach durch die Gegend stromert. Plötzlich steht er dann da, ich werde ganz begeistert und schleife einen mal mehr, mal weniger begeisterten Nils hinein. Viele Erinnerungen an ebenso viele schöne Tage.

Stuttgart, die zweite

Irgendwie ist der Film, den ich in Stuttgart vollgeschossen habe, ziemlich spannend. Die Farben… Die Farben sind irgendwie übersteuert, und ich habe nicht die geringste Ahnung, woran das liegt, denn der Film war von einer Eigenmarke einer Drogeriekette. Nichtsdestotrotz: Das ist es, was ich an Lomographie so liebe. Die Tatsache, dass die Bilder immer wieder überraschend sind. (Und seitdem ich die La Sardina habe, werden die Bilder auch was.)

Mit meinem besten Freund durch die Stuttgarter Markthallen laufen. (Ich unterscheide übrigens ganz pubertär meinen besten Freund und meine beste Freundin.) All dieses bunte Obst, all diese Delikatessen. Und mit jemandem unterwegs sein, der davon ganz genauso begeistert ist.

Beispielsweise Mangos. Ganz viele Mangos. Ich hätte am liebsten eine ganze Tüte voll gekauft.

Und noch mehr Delikatessen, die auf diesem Bild irgendwie aussehen wie das Essen, das man in Kochbüchern aus den 70ern kennt. Auf dem Foto sieht es irgendwie nicht so geil aus – aber in der Markthalle konnte ich mich kaum beherrschen. (Und ich habe tatsächlich nichts gekauft.)

So viele verschiedene Sorten Baisers.

So sehe ich übrigens aus, wenn ich ganz entspannt im Urlaub bin. (Und wenn ich versuche, wie eine japanische Touristin auszusehen.)

Dazu muss ich nix sagen, oder? Also, außer: Saucool.

Im Eingangsbereich des Stuttgarter Planetariums. Ich habe mich irgendwie gefühlt, als sei ich in die 70er Jahre versetzt worden. (Also, so, wie ich mir diese Zeit vorstelle.)

Ich weiß nicht mehr, ob ich dieses Bild im Planetarium gemacht habe oder wo sonst. Aber ich finde es jedenfalls großartig.

Wirkcamp Tübingen

Whoa – das war ein Wochenende. Von Donnerstag bis Sonntag war ich in Tübingen auf dem Wirkcamp. In so einem Camp nimmt man an einem Workshop teil, der in irgendeiner Form etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat oder auch damit, einen kleinen Beitrag zu leisten zu einer schöneren Welt. So gab es bei uns einen Workshop, bei dem ein paar Leute alte Volkslieder eingeübt haben und dann in einem Altersheim mit den Leuten musiziert haben. Andere haben aus Fehlkopien Blöcke gebunden, denn die Rückseite kann man ja noch prima verwenden (das Projekt nennt sich Papierpilz und lädt auch ganz offen zum Nachmachen ein) oder in einem Gemeinschaftsgarten der Uni Tübingen ein Wildbienenhotel und ein Kompostklo gebaut. Und ich war in einem Workshop, in dem wir mit Upcycling rumexperimentiert haben. Darauf hatte ich ganz besonders Lust, weil ich ja ab September mit Schülern eine Upcycling-AG machen werde – und je mehr Input ich davor zu dem Thema habe, desto besser, finde ich.

Der Plan zu unserem Workshop sah folgendermaßen aus: Jeder bringt soviel (gesäuberten) Müll mit, wie er tragen kann, und dann schauen wir mal, was wir daraus machen. Das Müllbuffet sah dann so aus:

Entstanden ist dabei ganz, ganz viel – hier erstmal nur eine kleine Auswahl, denn die Fotos, die entstanden sind, sind eher mittelprächtig. Aber ich kann ja in der nächsten Zeit ganz vieles nachbauen und für meine Zwecke (oder die Zwecke der Schüler) optimieren. Einige von uns waren am Freitag noch in einem Baumarkt, um einfach mal zu fragen, was die so an Müll haben. Das zu tun lohnt sich, haben wir festgestellt – zumindest der Baumarkt, in dem wir waren, hatte eine Kiste mit derartigem Müll, da wohl öfter Schulen und Kindergärten nachfragen. Das ist dann vor allem Holz, aber wir haben auch diese Plastikbänder mitgenommen, mit denen normalerweise Ware auf Euro-Paletten fixiert wird. Daraus wurde dann eine Tasche. Der Tragegurt ist der Gürtel meines Wintermantels, eingenäht ist ein Stoffbeutel, damit kein Kleinkram herausfällt:

 

Mein liebstes Projekt schließlich war das Upcycling-Kasperletheater, das wir für den Kleinkunstabend am letzten Abend gebaut und dann abends auch bespielt haben. Das Kasperletheater selbst war denkbar einfach: Umzugskartons, einfach so gestapelt, dass die Form eine Bühne für die Puppen ergibt. Kunstvoll sieht anders aus, aber mir gefällt daran die Tatsache, dass man wirklich mit quasi keinem Aufwand etwas herstellen kann, mit dem man einen Heidenspaß hat:

Das kann man natürlich noch viel stabiler gestalten und bemalen kann man es auch – aber vom Prinzip her funktionieren auch gestapelte Kisten prima. Dazu wurden dann Puppen gebaut und eine Geschichte entworfen, die stark mit den Elementen des traditionellen Kasperletheater spielt, insbesondere auch mit dem Einbinden des Publikums. Man sagt mir übrigens nach, dass ich einen tollen Bösewicht spiele – ich war nämlich ein Roboter, der die Welt unterjochen wollte und alle – insbesondere auch das Publikum – versklaven wollte. Intrigant und böse, ein ganz großer Spaß. Und so sahen dann die Puppen aus, die ich gebaut habe:

Die Katze ist in Anlehnung an diese Anleitung aus einer alten Socke genäht und mit Stoffresten gefüllt, der Roboter besteht aus einem Rest Karton und Gaffa-Tape, seine Antennen bestehen aus verbogenen Sicherheitsnadeln. Und beide Griffe bei den Puppen sind Essstäbchen. Simpel, ne?

Aber auch außerhalb der AG war es eine ziemlich tolle Zeit. Besonders bewundert habe ich ja, wie mit einem Teilnehmerbeitrag von nur 20€ an drei Tagen für Vollverpflegung gesorgt wurde – und die Unterkunft war ganz kostenlos, weil ganz viele Studenten ihre Sofas und Gästematratzen zur Verfügung gestellt haben. Gekocht wurde während der ganzen Zeit von der AG „Volksküche“, und das immer draußen, selbst bei Regen. Dabei war das Essen immer vegan – einerseits, um für die meisten Ernährungsbedürfnisse zu catern, andererseits aber auch, weil es um Nachhaltigkeit ging und veganes Essen da schon eine ganz gute Wahl ist (auch wenn ich das im Alltag nicht hinbekäme). Und wie sie gekocht haben, darüber bin ich aus dem Staunen einfach nicht herausgekommen. Mit den einfachsten Mitteln und einem ziemlich kleinen Budget haben sie ordentlich was auf die Beine gestellt, ob nun ein Salat-und-Dipp-Buffet oder gewaltige Pötte Eintopf, und Nachtisch gab es meistens dann auch noch. Hier sieht man den Nachtisch an einem besonders tollen Abend – verschiedene Sorten Obst, Soja-Vanillepudding und Haferflocken-Crunchies, die sie vor Ort gemacht hatten.

Schließlich noch ein Erlebnis, das mich vor Ort sehr beeindruckt hat: Das Fahrradkino. Dabei geht es darum, zusammen einen Film zu gucken, allerdings werden Beamer, Boxen und Laptop mit Fahrrädern angetrieben. Damit so ein Film laufen kann, müssen sich  ständig 8 Leute abstrampeln, und zwar wirklich abstrampeln – dabei muss man in einem relativ hohen Gang ziemlich schnell treten. Wir waren 40 Leute beim Kino, und wir haben es mit Ach und Krach geschafft, einen 90-Minuten-Film zu sehen. Und mir ging die ganze Zeit nicht der Gedanke aus dem Kopf: Wenn ich für jeden Film, den ich sehen will, jede Website, die ich aufrufen will, selbst in die Pedale treten müsste – was würde ich mir noch ansehen? Ich vermute ja, mein Leben wäre ziemlich analog.

Fazit: Gerne wieder. Ich habe es unfassbar genossen, tagelang mit Upcycling zu spielen – und mir schwirrt der Kopf jetzt vor neuen Ideen. Und auch das ganze Konzept des Wirkcamps ist eine wirklich tolle Sache, mit lauter begeisterten Leuten und einer unfassbar guten Laune.

Wilhelma, die zweite

Nachdem ich euch in der letzten Woche mit digitalen Bildern meines Wilhelma-Besuchs zugeschüttet habe, folgt heute die Lomo-Version. Viel Spaß!

Die herrlich faulen Pinguine, die ich schon letzte Woche gezeigt hatte. Hach.

Und ein einzelner Pinguin, der einfach sehr niedlich aus der Wäsche guckt.

Ein großartiger Blick beim Picknicken. Für mich sind Flamingos irgendwie einige der Zootiere schlechthin, auch wenn sie nicht besonders spannend sind. Aber elegant sind sie allemal.

Ein Tukan. Irgendwie muss ich immer sofort an Schulhefte aus Umweltpapier denken, wenn ich die sehe.

Dieses Bild hat einfach so schöne Farben. Und die Pflanzenvielfalt in der Wilhelma ist auch einfach so, so toll.

Bei diesem Bild habe ich mich von Fee inspirieren lassen. Und – tada! – Doppelbelichtungen machen einfach Spaß.

Sogar das Kassenhäuschen in der Wilhelma ist ne Wucht.

An diesem Bild gefällt mir insbesondere, dass die Strukturen der Kakteen so wunderbar herauskommen.

Wilhelma, die erste

Wenn mir jemand eine Knarre an die Schläfe halten würde und mich zwingen würde, aus meiner Deutschlandreise den schönsten Tag zu nennen, müsste ich den Ausflug in die Wilhelma nennen. Also, ich hoffe natürlich, niemals in eine solche Situation zu geraten, und ich verrate es ja auch freiwillig.

Wer die Wilhelma nicht kennt: Das ist der Stuttgarter Zoo und botanische Garten – und für mich ist es ein Wunderland. Würde ich in Stuttgart leben, hätte ich eine Jahreskarte. Und wenn man dann auch noch mit dem besten Freund dort ist, der die Welt mit einem sehr ähnlichen Blick wie ich erlebt, dann ist es perfekt. Einfach nur perfekt.

So kommt es dann auch, dass an diesem Tag hunderte Digitalfotos entstanden sind und gleich zwei Filme vollgeknipst wurden. Sehr praktisch, wenn gleich zwei Leute fotografieren. Das erklärt wiederum, warum dieser Blogpost eine wahre Bilderflut enthält: Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, und selbst wenn ich zwei Posts mache, sind es immer noch viele Bilder. Ihr werdet es jetzt ja sehen.

Gleich als erstes Bild mein Favorit. Ich habe mir bei den Tieren leider größtenteils nicht merken können, wie sie hießen, aber ich vermute, dass das hier eine kleine Maus ist, die da aus ihrem Versteck guckt.

Und wo wir schon bei niedlichen Nagetieren sind… Das hier wirkt ein bisschen, als hätte die große Liebe eines Kängurus und einer Maus Früchte getragen, finde ich.

Den Seelöwen hätte ich stundenlang beim Schwimmen zusehen können. Der Tag war auch ziemlich heiß, und ich war schon ziemlich versucht, einfach mit ins Schwimmbecken zu springen. Sie sind eigentlich nur zur Fütterung herausgekommen, und wie man sehen kann, nutzten das ungefähr alle Besucher für ein Foto – und der Fischreiher für den Versuch, auch ein bisschen Fisch abzustauben.

Und die Seelöwenkinder waren auch herzerweichend süß. Hach.

Nächste Station: Aquarium. Mit dabei – ein kletternder Tintenfisch…

… und Quallen im Schwarzlicht. Am Ostseestrand finde ich die ja nicht so toll, aber so im Aquarium finde ich sie wunderschön.

Ein ganz besonderes kleines Wunder war das frisch geschlüpfte Küken im Schaukasten. Im Zoo kann man dann Hühner sehen, die eine Woche alt sind, drei und fünf. Also, die fünfwöchigen Küken sind plötzlich gar nicht mehr süß, sondern irgendwie fusselig und eigentlich sehen sie aus wie Hühner.

Enten. Naja, die sieht man auch in jedem x-beliebigen Park, was? Aber hier lebten sie zwar auch außerhalb von Käfigen, aber in einem großen abgeschlossenen Biotop. Wir fanden es spannend, plötzlich mehr Eindringlinge in das Zuhause der Tiere zu sein, als Zuschauer oder Besucher.

Und wenn wir schon bei Vögel sind – Brillenpinguine. Sehr süße, aber auch unfassbar faule Brillenpinguine. Nicht einmal schwimmen wollten sie.

Viele bunte Vögel. Beispielsweise dieser hier, der sich so schnell bewegt hat, dass man zwar erkennen konnte, wie schön er ist, aber es fast unmöglich war, das auch auf der Kamera festzuhalten. Auf dem folgenden Foto hat er dann doch mal für einen Augenblick stillgehalten.

Das hier ist ein Kaiserschnurrbarttamarin, der seinen Namen seiner angeblichen Ähnlichkeit zu Wilhelm II verdankt. Tolle Frisur, was?

Ein Faultier hatte ich hier schon einmal im Wochenrückblick gezeigt. Ich kriege von den Tieren aber einfach nicht genug. Ich meine, 16 Stunden am Tag schlafen, gemütlich rumhängen… Sie sind das Konzept schlechthin für einen Urlaub nach einer stressigen Zeit.

Und schließlich – das Gewächshaus. Als ich mit 12 das erste Mal da war, fand ich das total langweilig, aber dieses Mal hat es mich ziemlich fasziniert. Ein echtes Paradies, das verschiedene Gegenden der Welt mittels ihrer Flora abbildet. Australien zum Beispiel:

So kann das Paradies dann auch aussehen:

Und nochmal Paradies. Ich weiß, ich wiederhole mich – aber ist es nicht wunderschön da?

Spiralenförmige Kakteen. Solche will ich dann bitte auch für meine Fensterbank. Danke.

Hier sieht man dann noch mich, wie ich Seerosen fotografiere. Am Ende des Tages blieb dann das Gefühl übrig, dass eine Welt, in der es so schöne Orte gibt, einfach lebenswert sein muss.

Freiburg, die zweite

Heute gibt’s die Freiburger Lomo-Bilder, die ich euch eigentlich letzte Woche zeigen wollte. Eigentlich, denn der Film war verschwunden – und nach verzweifelter Suche tauchte er vollkommen überraschend in der Tasche auf, in der ich sämtliche verknipsten Filme aufbewahre. Ja, nee, is klar. Organisation ist alles im Leben.

Weil das Wetter in Freiburg nun nicht so dolle war – genauer gesagt hat es phasenweise so geregnet, als müsste sämtlicher Niederschlag, der da jährlich so fällt, in die Zeit meines Aufenthalts gequetscht werden – habe ich einen Schwarzweißfilm mit ISO 400 gewählt. Dann fällt’s vielleicht nicht ganz so schlimm auf, dass der blaue Himmel auf Urlaub war. Was mir an den Bildern besonders gut gefällt, ist übrigens die leichte Unschärfe in Teilen der Bilder – ich weiß nicht genau, ob das an der recht hohen Lichtempfindlichkeit liegt (manchmal schien halt doch mal kurz die Sonne), an der Kamera oder an mir.

Ein Spaziergang die Dreisam entlang. Seht ihr den Mann, der in der Mitte des Bildes im Fluss steht? Er stand einfach da, angelte und wirkte sehr zufrieden mit sich selbst. Jemanden zu sehen, der ganz in seinem Element ist, ist jedes Mal wieder einfach schön.

Eine Parkuhr. (Hättet ihr jetzt nicht erkannt, was?) Ich dachte, die gäbe es gar nicht mehr, aber da standen noch welche.

Leckereien im Fenster einer Bäckerei. Schade, dass ich mir jetzt keinen der Kuchen links unten rausnehmen kann. Ohnehin – eines der Dinge, die ich am meisten liebe, wenn ich im Süden bin, sind Bäckereien. Ich meine, eine Gegend, in der man einfach so Butterbrezeln und Hildabrötchen kaufen kann, ist einfach lebenswert.

Ein Gässchen in der malerischen Innenstadt von Freiburg.

Der Kakteenstand, der mich auf dem Freiburger Wochenmarkt so begeistert hatte.

Was ich auf dem Freiburger Wochenmarkt noch wunderbar fand, waren die ganzen Gewürzstände. Mit ganz viel Selbstbeherrschung habe ich nur eine Gewürzmischung gekauft („African Jerk“). Wenn man das Ganze in Schwarz-Weiß fotografiert, sieht man die Strukturen der Gewürze besser, weil die (eigentlich ja wunderschönen) Farben nicht davon ablenken.


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