Jokertag
Weil heute der 29.2. ist und ich diesen Tag einfach wunderbar finde, gibt es die Erinnerungskiste heute mal am Mittwoch. Für meine beste Freundin und mich ist das hier nämlich der Jokertag. Und der will gefeiert werden. Deswegen zeige ich euch heute nämlich meine Jokersammlung (und meine Narrenschellen) und erzähle die Geschichte dazu.
Die Freundschaft mit meiner besten Freundin Sabine dauert jetzt schon seit knapp 9 Jahren, die meiste Zeit mit 700km zwischen uns. Zwar haben wir die gleiche Schule besucht, aber wir hatten irgendwie nie was miteinander zu tun. Erst mitten in der 13. Klasse kamen wir ins Gespräch, mit einer denkwürdigen Freistunde, die mit lautem Singen von Monty-Python-Songs endete und einer Demo gegen den Irakkrieg, bei der wir einfach nicht aus dem Reden rauskamen. Und so kam es, dass ich fast den kompletten Sommer zwischen Abi und Studium bei ihr verbrachte, mit langen Spaziergängen und nächtelangen Gesprächen, mit dem Versuch, die Welt zu verstehen, den Sinn des Lebens und die Männer. Nächtliche Ausflüge zum zweihundert Meter entfernten Schloss, Plünderungen der elterlichen Speisekammer und Gespräche, Gespräche, Gespräche. Es war einer der schönsten Sommer meines Lebens.
Und weil wir beide sehr gerne lesen, wurden auch Lieblingsbücher aneinander verliehen – beispielsweise Jostein Gaarders „Das Kartengeheimnis“, eine Geschichte in einer Geschichte in einer… – insgesamt sehr verschachtelt. In der Geschichte spielt die Figur des Jokers als Beobachter eine große Rolle, und das faszinierte uns beide, Sabine und mich. Auch sammelt eine Figur Joker – was mich dazu brachte, das auch zu machen. Es schien schier Schicksal (so wie mit 18 irgendwie alles Schicksal zu sein scheint), als mir irgendwann im Gespräch mit Sabine aus dem Bücherregal meiner Mutter ein Joker entgegen fiel. So wurde er in zwei Teile geschnitten. (Hast du deinen Teil noch, Bine?)
Diese Faszination mit dieser Figur hat dazu geführt, dass ich mittlerweile über hundert Joker habe, vielleicht auch 150. Viele davon habe ich einem anderen Sammler abgekauft, und viele habe ich auf Flohmärkten gefunden und einen ganzen Stapel in einem Laden in Adelaide. Das Ganze ging soweit, dass ich meine Bachelorarbeit über die Figur des weisen Narren in Shakespeares Spätwerk geschrieben habe. Diese Figur, die nie so ganz dazugehört und deswegen – oder auch trotzdem – die Welt viel klarer sieht als alle anderen. Einer, den keiner ernst nimmt, und der deswegen eine „Fool’s Licence“ hat. Einer, der immer wissen will und nie seinen Platz in der Welt findet.
Der 29.2. ist in diesem Buch der sogenannte Jokertag, und so war er für uns immer etwas ganz besonderes. Vor acht Jahren wurden Karten hin und her geschickt, und vor vier Jahren haben wir ein paar Tage miteinander verbracht und eine Flaschenpost verschickt. Dieses Jahr… wir werden sehen.
Die Freundschaft jedenfalls dauert noch immer, mit der großen Entfernung und auch mit unseren sehr vollen Leben, die dazu führen, dass wir wesentlich weniger telefonieren als früher. Aber wenn, dann kommen wir nicht aus dem Reden raus und halten uns nicht mit Smalltalk auf, dann geht’s gleich ans Eingemachte.
Liebe Bine, ich wünsche dir alles Liebe zum Jokertag. Schön, dass es dich gibt.
Als ich Jokertag las dachte ich sofort an das Kartengeheimnis und freute mich dann, dass es tatsächlich darauf bezogen ist.
„so wie mit 18 irgendwie alles Schicksal zu sein scheint“ – großer Satz! 🙂