Ein Farbkreis und ein Peugeot

Jeden Donnerstag aufs Neue ein Erinnerungsstück mit seiner Geschichte.

Den Farbkreis, den ihr oben seht, hat mein Grand-Père gemalt. Meine Maman ist ja Französin, und früher im Urlaub ging es oft zu meiner Nanny (französisch ausgesprochene Kindersprache für „Granny“, weil sie Britin ist) und Père Jean (den ich manchmal „Peugeot“ nannte), ihrem zweiten Mann. Damals sprach ich noch nicht so richtig toll französisch, und wenn das Heimweh dann zu stark wurde, war Père-Jean oft total klasse, auch über alle Sprachbarrieren hinweg. Wenn ich eine teure Vase umschmiss, fand er sie plötzlich gar nicht mehr so schön. Wenn meine Cousine und ich noch viel zu lange wach waren, ignorierte er stillschweigend, dass er uns noch schnattern hörte und das Licht noch brannte. Ich glaube, ich habe ihn niemals laut werden hören. (Allerdings erzählt man sich, dass er durchaus mal in einer Ferme Auberge auf dem Tisch saß und allen unanständige Geschichten erzählte.)

Als ich 9 war, hat er dann angefangen, mir das Malen mit Aquarell beizubringen, ganz geduldig und mit Händen und Füßen gestikulierend. Ich habe dann stundenlang Obstschalen, Lampen und Tapeten abgemalt. In den späteren Urlauben sind wir durchaus auch mal mit ganz kleinen Aquarellkästen in die Natur gegangen und haben dort Bäume abgemalt.

Großartiger Mensch.

Und da er irgendwie nur mit mir gemalt hat, bekam ich nach seinem Tod einige Künstlermaterialien von ihm, die ich bis heute hüte.