Hallo,
über Google Staus meldung hier reingestolpert.

Alles was Du schreibst ist richtig. Nur dein Fazit ist nicht vertretbar.

Ich bin weder dort gewesen noch mag ich die Musik. Ich darf also gar nicht meckern. Nur ist es leider so, das die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Es wird im Sand verlaufen. Einer geht, die Lopa stirbt. Da wars. Einige Tage Trauer, Merkel steht am Grab und sülzt eine gequirlte Scheisse.

Die Richter werden vielleicht ein Urteil fällen. Das wird in keiner Weise den Verlust von Menschen aufwiegen. Darum geht es auch nicht. Es geht um den Punkt „Verantwortung“ zu übernehmen und nicht zu sagen: Die sind alle zu tode gestürzt.
Diese Toten sind gestorben, weil alle dachten: Eine Veranstaltung in Deutschland ist sicher.

Just my 2 cents.

Schön dass es Menschen gibt, die ganz fest an das Gute in ALLEN Menschen glauben. Wenn dieses Gute aber von Machtgeilheit, Prestigedenken, Geldgier und vor allem bösartiger Projektion der eigenen Schuld auf die Opfer geprägt ist, dann ist dieses einfach als Blümchenpflückerdenken anzusehen.

Das ist der Knackpunkt. Wer seine eigene Haut retten will, indem er die Opfer als Schuldige darstellt, hat kein Mitleid verdient. Von niemand.

Rücktritt, Anerkennung von Schuld, Prozess, Verurteilung, Strafe und Sühne sind die logischen Folgerungen aus diesem Handeln.

Ich hoffe, hoffe, hoffe, dass es Konsequenzen geben wird – und am allermeisten hoffe ich, dass es nie wieder so etwas geben wird, dass solche Festivals sicher werden.

Aber gibt das uns das Recht, wie ein Mob über die Verantwortlichen herzufallen? Ich dachte, der Pranger wurde vor hunderten Jahren abgeschafft? Was anderes ist das hier denn?

Tja. Im Prinzip hast Du recht. Zumindest was diejenigen angeht, die sich eben nicht wie Sauerland gleich beim allerersten(!) Statement wenige Stunden nach dem Unglück hingestellt haben und lauthals verkündeten, von Sicherheitsmängeln sei ihnen niemals nichts bekannt gewesen und die Verunglückten hätten etwas Verbotenes getan und trügen somit selber schuld.

Ich glaube, _das_ ist es, was dem Faß die Krone ins Gesicht schlägt. Da wurde bereits offenbar, daß dieser Mann einen gravierenden Fehler gemacht bzw. die Warnungen anderer bewußt ignoriert hat – und nicht einmal dann steht er dazu. Auch das mag menschlich sein, aber menschlich ist auch, so etwas nicht akzeptabel zu finden und wütend zu werden auf jemandem, der sich hinter seinem Amt und zig Behörden verstecken kann. Von jemandem in einer solchen Position darf erwartet werden, daß gerade er seinerseits nicht gleich die Opfer in den Schmutz zieht, sondern erstmal abwartet.

Sage ich jetzt mal so als Dortmunderin, die nicht nach Selbstmord brüllt, die sich diesen OB aber auf seinem Posten auch nicht mehr vorstellen möchte. Politisch ist der Mann nicht mehr tragbar. Ich finde sein Verhalten schlicht charakterlos: http://www.derwesten.de/a7rjwl

Wer seine eigene Haut retten will, indem er Opfer als Schuldige darstellt, macht noch einen schwerwiegenden Fehler, der auch von einem Mangel an Rückgrat zeugt. Aber m.E. zeugt er auch von Angst. Von Angst vor den Konsequenzen, beruflich, aber auch anderweitig.

@admin

Angst? Vielleicht, Angst um seine Zukunft in diesem verf..ten Staat.
Nicht mehr und weniger. Und dafür geht man in einem Staat, welcher nur noch durch die Vergrößerung seiner Pfründe lebt, auch über Leichen.

Warscheinlich war es so: Fuck, da sterben Menschen. Das sieht schlecht für mein Konto aus. Wie komme ich aus dieser Nummer raus?

Sorry, aber deinem Versuch, es irgendwie rationell oder emotional für diese Schweine zu erklären, dem kann ich nichts abgewinnen. Es gibt ab einer Etage in der Politik keine Menschen mehr, nur Geld+ Befehlsempfänger. „Es sind von 1.4 mill. nur 20 gestorben: Hey, ein guter Schnitt. Woanders sterben mehr—-)“

Und, auch ich habe in meinen 39 Jahren schon viele Fehler gemacht. Aber ich im Gegensatz zu den Verantwortlichen habe zu den Fehlern gestanden und waren sie noch so blöd.

Es geht mir nicht in erster Linie darum, Leute in Schutz zu nehmen. Es geht mir darum, dass meines Wissens vor ein paar Jährchen der Pranger (das Ding, wo man dann gefesselt auf dem Martkplatz stand und einen alle beschimpfen, beschmeißen und bespucken durften) abgeschafft wurde. Dass – gleichgültig, was man getan hat – kein Mensch eine derart würdelose Behandlung verdient hat. Denn – ich zitiere das GG – „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Auch die Würde von Schuldigen. Denn auch die sind Menschen.

Ach was? Aber die Würde der Opfer war antastbar, oder wie? Mit Pranger hat die Wut der Öffentlichkeit nichts zu tun. Wer ein so hohes Amt bekleidet, hat mehr Privilegien, muß sich im Gegenzug aber auch bitteschön an höheren Maßstäben messen lassen. Ein gewisses Maß an Integrität fordere ich schon von einem Typen, der immerhin offiziell eine ganze Stadt repräsentiert. Und dieses Maß ist nicht erfüllt.

Ich verstehe, daß Du vor Dir selbst als möglichst guter Mensch dastehen möchtest, aber für mich ist dieses Ausmaß an „Verständnis“ für die Täter vollkommen gekünstelt und nicht mehr nachvollziehbar. Ich mag gar nicht dran denken, wie es in einem Staat erst aussieht, wenn der Ottonormalverbraucher keinerlei Mißstände mehr aufzeigen darf, ohne gleich selbst verurteilt zu werden. Ich bin froh, daß ich in Deutschland lebe – nicht in der Ex-DDR oder in China.

Und noch eine Frage zum Schluß: Meinst Du im Ernst, die Verantwortlichen würden irgendwelche persönlichen oder beruflichen Konsequenzen ziehen, wenn aus der Öffentlichkeit kein Druck kommt? Das glaubst Du doch bitte selbst nicht. Bei so viel Chuzpe würde Schweigen und Abwarten der Bevölkerung noch dreist als Billigung ausgelegt – so sieht’s doch aus.

Ich schließe mich inhaltlich Ute an.

An manche Menschen stelle ich höhere Ansprüche an Verantwortungsbewußtsein und Rückgrat als an andere. Es ist ein Unterschied, ob die barfußprinzessin aus irgendeinem Grund in ihrer kleinen privaten Welt lügt oder ob das ein offizieller Vertreter einer Stadt (Land, Fluß, beliebig ergänzbar) tut, in dem Wissen um die Fakten sich sofort von jeglicher Schuld freispricht und, noch schlimmer, darüberhinaus die Schuld anderen in die Schuhe schieben will. Das ist ganz schlechter, unwürdiger und unentschuldbarer Stil und hat auch nichts mit „an das Gute im Menschen glauben“ zu tun oder mit Vorverurteilung. Selbst wenn sich herausgestellt hätte, dass Herrn Sauerland keine Schuld trifft, wäre es das gewesen.

Es wäre einfach gewesen (in Kenntnis der Fakten, die auch wir jetzt haben), auf der Pressekonferenz mit einem Satz den wütenden Pressefragen den Wind aus den Segeln zu nehmen und den Ansatz von Verantwortungsbewußtsein zu zeigen.

„Meine Damen und Herren, nach bisherigen Erkenntnissen sind Fehler gemacht worden. Inwieweit ich oder andere dazu beigetragen haben, wird noch zu klären sein, ich schließe eigene Fehlentscheidungen zu diesem Zeitpunkt nicht aus.“

Ich habe sehr wohl Verständnis für Fehlentscheidungen, aber nicht für Fehlentscheider, die sich selbst durch Fremdschuldzuweisung zum Opfer machen wollen. Von sich selbst abzulenken und sich dazu glatter Lügen zu bedienen, ist unterirdisch.

Das in der PK an den Tag gelegte Verhalten war bereits ohne Faktenkenntnis einfach nur schlecht und das hat mit Vorverurteilung nichts zu tun.

Und was die von admin angesprochene Würde angeht: durch würdeloses Verhalten erringt man in der Regel keinen Respekt. Wo keine ist, kann ich auch keine antasten.

P.S. @admin

Von Angst vor den Konsequenzen, beruflich, aber auch anderweitig.

In verantwortlicher Position, die man im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte anstrebt und innehat, ist es unumgänglich, eine erhöhte Bereitschaft zur Übernahme von Konsequenzen mitzubringen. Nicht nur die Meriten eines Amtes, sondern auch die Risiken sollten da keine Überraschung sein.

Es geht mir keinesfalls darum, mich als besonders guter Mensch zu fühlen bzw. darzustellen. Auch nicht darum, die Verantwortlichen den Konsequenzen entgehen zu lassen (wie sollte ich das auch können?).

Es macht m.E. im Prinzip keinen Unterschied, ob ich jemandem das Herz breche oder jemand Entscheidungen trifft, die Leben kosten. Natürlich sind die Dimensionen ganz andere, natürlich sind auch die Konsequenzen viel heftiger (ein gebrochenes Herz vs. 20 Tode und ich weiß nicht wie viele Traumatisierte?). Aber dass man zu seinen Fehlern stehen muss, wenn man ein Mensch mit Rückgrat sein will. Dies ist aber umso schwerer, je gravierender Fehler, und je größer der Druck von außen. Weil auch Sauerland und Co. MENSCHEN sind. Menschen, die eine unglaubliche Scheiße gebaut haben. Menschen, die bitte Konsequenzen spüren sollten. Und Menschen, die Konsequenzen spüren werden.

Und ja, ich glaube, dass auch ohne einen allgemeinen Volkszorn der Unbetroffenen Konsequenzen folgen werden. Denn es gibt TAUSENDE Betroffene, das wird nicht ungehört untergehen.

Mir geht es auch nicht darum, Sauerland u. Co. für ihre Leistungen oder ihr Verhalten in irgendeiner Weise Respekt zu zollen. Aber anzuerkennen, dass sie Menschen sind, die in ihrem Menschsein einen Grundrespekt verdient haben. Und die sicherlich ihre Gründe hatten – wenn auch die falschen. Sie werden die Gefahr unterschätzt haben, gewaltig unterschätzt. Sie werden geschlurt haben. Aber sie werden sich doch nicht böswillig hingestellt haben und den Tod von Menschen bewusst (wirklich bewusst!) in Kauf genommen haben.

„Aber sie werden sich doch nicht böswillig hingestellt haben und den Tod von Menschen bewusst (wirklich bewusst!) in Kauf genommen haben.“

Der Unterschied zwischen „bewusst“ und „wirklich bewusst“ ist mir nun nicht einsichtig.

Wie auch immer, Sauerland & Co. wurde aus berufenem Munde mitgeteilt, dass mit den vorliegenden Plänen zur Durchführung der Loveparade große Risiken eingegangen werden würden. Wenn er sich nun entschließt -als Vertreter der Stadt Duisburg- die von fachkundigen Experten vorgebrachten ernsthaften Bedenken schlichtweg zu ignorieren, riskiert er BEWUSST eine Gefährdung von Menschenleben. Das ist nachträglich auch in keiner Weise zu entschuldigen.

Und noch einmal: ein einziger Satz, formuliert wie weiter oben, hätte ihm menschlich und politisch eine Beibehaltung seiner Würde gestattet. Die Pressekonferenz war in beiden Punkten vernichtend.

„Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein“

Ein sehr wahres Sprichwort in der Tat. Nur nehme ich für mich das Sprichwort zum Anlaß, immer die Möglichkeit einzukalkulieren, dass ich einen Fehler gemacht haben könnte und weise das nicht von vornherein als ausgeschlossen zurück. Das ist aber offenbar Charaktersache. Oder persönlichkeitsbedingt. Nennen Sie es, wie Sie wollen.

@Jekylla: Das Problem beim ersten Stein ist, daß nach diesem Prinzip sowohl die Judikative als auch die Exekutive abgeschafft werden müßte.

@admin: Hast Du eigentlich mal das Dokument hinter dem Link gelesen, den ich weiter oben gepostet hatte? Ich glaube nicht. Wenn doch, verstehe ich beim besten Willen nicht, wie Du schreiben kannst: „Aber sie werden sich doch nicht böswillig hingestellt haben und den Tod von Menschen bewusst (wirklich bewusst!) in Kauf genommen haben.”

Doch. Genau das haben sie. Zwar nicht wirklich damit gerechnet, aber wissentlich – also bewußt – in Kauf genommen. Ob nun böswillig oder aus Profilierungs- und Geltungssucht kommt auf eins raus. Unglücke wie in Hillsborough oder Mekka dürften wohl kaum aus ihrem Gedächtnis entfleucht sein; es war bekannt, was passieren kann.