Konsumauszeit
Irgendwann im letzten Jahr, es müsste Sommer gewesen sein, kamen Nils und ich ganz schön in die Bredouille. Uns war gerade eingefallen, dass wir für unsere Hochzeit vermutlich so etwas wie eine Wunschliste bräuchten – aber so richtig wünschten wir uns nichts. Heiraten wollten wir und eine schöne Zeit mit unseren Liebsten. Wir haben uns im Endeffekt Brettspiele, Kochbücher und Zeit gewünscht. Vor allem Zeit.
Zeit mit Freunden, Zeit miteinander. Kochabende und Filme gucken und neue Orte entdecken. Brettspielen an kalten Wintertagen, mit einer heißen Suppe auf dem Herd und einer Tasse Tee, die neben einem dampft. An Wochenenden einfach mal in irgendeine Kleinstadt fahren und „Urlaub“ machen. Essen gehen und überhaupt neue Gerichte ausprobieren. Sich einfach richtig lebendig fühlen.
Und obwohl ich schon eine ganze Weile weiß, dass das, was mich wirklich glücklich macht, Zeit ist, gebe ich erstaunlich viel Geld für Dinge aus. Irgendwann dann packt mich wieder ein leichtes Gefühl der Übelkeit beim Anblick der vielen Dinge um mich und des Chaos, das dadurch entsteht, und ich sortiere aus. Ziemlich sinnlos, dieser Kreislauf.
Daher trifft es sich gut, dass im November wieder eine Konsumauszeit von Apfelmädchen und sadfsh gibt.
Die Regeln hierfür lauten:
- 30 Tage lang nichts (Neues) kaufen
- ausgenommen sind: Lebensmittel, Drogerie-/Haushaltsartikel (nur wenn vorheriges Produkt aufgebraucht ist)
- Wenn etwas Wichtiges kaputt geht: erst reparieren, ansonsten ersetzen (wenn möglich gebraucht)
- Leihen und Tauschen sind nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich erwünscht!
- Meine persönliche Regel lautet: Geld darf für Erlebnisse ausgegeben werden, z.B. für Kino. Derartige Dinge bringen mich aus der Wohnung raus und tun mir so zutiefst gut, dass ich auf sie bewusst nicht verzichte, auch wenn sie strenggenommen Konsum sind.
Vom Kaufen mache ich bewusst zwei Ausnahmen: Einerseits sind da die Adventskalender. Es ist für mich seit Jahren Tradition, Freunden und dem Liebsten elaborierte und bekloppte Adventskalender zu schenken – ich liebe diese Kalender viel, viel mehr als Weihnachten. Hierfür werde ich noch ein paar Füllungen besorgen müssen, das wollte ich nicht noch schnell im Oktober tun, weil es dann lieblos geraten wäre (die meisten Füllungen mache ich selbst, wobei ich für viele in einen Copy-Shop muss). Andererseits suche ich seit zwei Jahren nach einem schönen Wintermantel – mein jetziger ist mittlerweile neun Jahre alt und fällt wirklich auseinander, aber ich will wirklich genau den Mantel, der mir gefällt. Ich werde allerdings nicht danach suchen.
Auf alles andere – insbesondere spontane Impulskäufe – möchte ich verzichten. Gerade die Impulskäufe scheinen mir in letzter Zeit wie ein Versuch, sich spontan zu belohnen oder die Sinnsuche, die ich durchaus intensiv betreibe, abzukürzen. Dieser quick fix aber ist wirklich nur unbefriedigend (und kann auf Dauer echt teuer werden). Außerdem gebe ich viel Geld für die Schule aus – obwohl ich eigentlich viele Materialien zu Hause habe, und nicht unbedingt neues benötige. Kleidung habe ich mittlerweile auch ausreichend.
Ich möchte mich auf das rückbesinnen, was ich schon habe, und ich möchte an meiner Zeit Freude haben.