The Creative License
Letztes Jahr habe ich ein ziemlich großartiges Buch entdeckt, das mein jetziges Leben wenn schon nicht verändert, dann doch zumindest beeinflusst hat. Dieses Wunderwerk heißt The Creative License und wurde von Danny Gregory geschrieben und gezeichnet.
Danny Gregory ist ein ziemlich toller Zeichner – er zeichnet einfach alles und jedes und das andauernd. Und genau das ist auch schon die Essenz seines Buches: Erlaub dir, einfach dauernd kreativ zu sein und jederzeit zu zeichnen – dann wirst du auch gut. Wer nie einen Stift in die Hand nimmt, kann schließlich auch keine tollen Bilder hervorbringen.
Nehmt ein analoges Beispiel: Es gab bei jedem von uns eine Zeit, in der wir nicht laufen konnten. Irgendwann sahen wir, dass andere das auch konnten, und wollten auch. Also probierten wir es – zu Beginn vollkommen ohne Erfolg. Nach einiger Zeit standen wir ein erstes Mal auf unseren eigenen Beinen – und fielen gleich wieder auf den Hintern. Das passierte noch einige Male, bis wir unsere ersten unbeholfenen Schritte machten. Mittlerweile laufen wir, als hätten wir niemals etwas anderes getan, und zwar geradeaus, nach links, nach rechts, rückwärts, treppauf, treppab, Steigungen hoch und runter.
Mit anderen Dingen ist es ebenso. Wenn ich nicht irgendwann einen Stift in die Hand genommen hätte, mir ein Motiv gesucht hätte und es, so gut ich es eben vermochte, abgezeichnet hätte, und wenn ich das nicht viele, viele Male wiederholt wäre, könnte ich nicht zeichnen. Wobei ich viele Dinge auch nicht kann: Menschen zeichnen? Fehlanzeige. Schatten setzen? Nur so halb. Perspektive? Naja. Mittlerweile zeichne ich einfach in meinen Seminaren oft nebenbei: Da muss man nicht mitschreiben, sondern mitdenken und – diskutieren. Das kann ich auch, wenn ich nebenbei etwas abzeichne, ob das nun ein Stuhl ist, meine Wasserflasche oder meinen Kakao-Becher. Nach und nach lerne ich dabei, die Dinge, die ich sehe, besser über meinen Stift auf das Papier zu lenken, und es macht großen Spaß.
Man kann Zeichnen (oder andere Fertigkeiten) nur lernen, wenn man sich selbst erlaubt, sie zu lernen. Genau das sagt auch Danny Gregory: Nicht darüber nachdenken, ob man es kann und was man alles schlecht macht, sondern zeichnen. Loslegen. Und sich damit die Lizenz zum kreativ sein erteilen.
Das Bild oben ist übrigens von mir.