Konsumauszeit, Tag 2
Ich habe mich schon einige Male dabei ertappt, wie ich ziemlich automatisch etwas kaufen wollte.
Mich mit einem Kakao aus dem Automaten belohnen, wenn ich in der Schule kurz Zeit habe? Im Auto die letzte CD vom Känguru-Manifest einlegen und dabei denken, dass ich mir dann mal die Känguru-Offenbarung besorgen sollte? Über solche Dinge denke ich viel zu wenig nach, merke ich aktuell.
Dass ich für den kurzen Zuckerschub auch das mitgebrachte Nutellabrot oder den Früchteriegel essen könnte, oder dass ich in meinem Freundeskreis mal fragen könnte, ob jemand mir ein paar Hörbücher leiht, darauf komme ich erst jetzt.
Dabei hat die sonst mangelnde Reflektion neben ziemlich hohen finanziellen Kosten einen weiteren gewaltigen Nachteil: Ich genieße die Dinge eigentlich nicht genügend. Während ich sie tue, ist es natürlich schön oder bequem oder angenehm. Aber meist bin dennoch nicht wirklich präsent, und es ist einfach genug, an den nächsten Kick zu kommen, sodass es auch erst einmal nicht schlimm ist, dass ich nicht präsent bin. Der nächste Kakao kommt bestimmt. Aber natürlich ist es trotzdem schlimm, denn der Moment, den ich gerade nicht bewusst genieße, der kommt nicht wieder. Die Sache, die ich da konsumiere, ist damit eigentlich verschwendet – und das Stück Lebenszeit ist es auch.
Denn eigentlich sollte es bei den Sachen, die ich mit meinem Leben so anfange, in erster Linie darum gehen, sie auch wirklich zu erleben. Also macht es keinen Sinn, nur den Konsum von Dingen einzuschränken, die dann rumstehen und schlimmstenfalls zustauben und vergessen werden. Stattdessen muss ich tatsächlich auch weniger Erlebnisse konsumieren – und stattdessen mehr Erlebnisse erleben.