Wünsch dir was.

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Jetzt ist wieder Advent, und auch wenn diese Zeit traditionell eher eine Zeit der Besinnlichkeit war, sieht es für mich und ungefähr jeden, den ich kenne, vollkommen anders aus. Der Advent ist die Zeit, in der man die anderthalbfache Arbeitslast mit Weihnachtsfeiern, hektischem Geschenkekaufen und wildem Dekorieren verbindet. Keine Zeit, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn wirklich innezuhalten.

Dabei sind es gerade jetzt die Momente, in denen ich wirklich ein Meer (oder doch zumindest eine Badewanne) aus Zeit habe, die mir die meiste Freude machen. Freitagabende, an denen man das Wochenende (und damit eine Zeit relativer Ruhe, wenn auch nicht Freizeit) vor sich hat. Mit einer Freundin auf dem Sofa lümmeln und reden, reden, reden. (Wie gut, wenn man eine solche Freundin hat!) Durch die Nacht spazieren und den eigenen Atem verwundert betrachten. Gemeinsam mit dem Liebsten unter einer Decke stecken, jeder versunken in sein Buch.

Und dann fiel mir plötzlich letztens auf, dass mein bisher „größter Weihnachtswunsch“ (ein Smartphone, das nicht immer wieder von selbst ausgeht oder dessen Akku länger als 8 Stunden hält) plötzlich kein Wunsch mehr ist. Weil ich viel lieber Zeit möchte, anstatt eine neues Gerät, das mich beherrscht. Weil Zeit aktuell ein so seltenes Gut ist. Denn jeder Tag scheint daraus zu bestehen, atemlos von Aufgabe zu Aufgabe zu Aufgabe zu rasen, abends vollkommen ausgelaugt ins Bett zu fallen, und diese Abfolge endlos zu wiederholen. Zeit, das wäre etwas.

Zeit mit Freunden.

Zeit alleine.

Zeit, um zu atmen.

Zeit am Meer.

Zeit, um 30 Bahnen im Schwimmbad zu drehen, in dieser vollkommenen Stille unter Wasser.

Zeit, um abends mal drei Stunden lang an meinem Schal zu häkeln, selbst wenn ich danach wieder alles aufmache.

Zeit, um ins Kino zu gehen und danach die drei Kilometer heimzulaufen.

Zeit, um nur mit einem Buch und dem Liebsten in einem Café eine heiße Schokolade mit Sahne zu trinken.

Zeit, um einen Ausflug mit meiner Lomo zu machen.

Zeit, um irgendein kreatives Projekt zu starten, ohne Garantie, dass es auch was wird.

Zeit.

Umso schöner, dass es jetzt die Aktion „Zeit statt Zeug“ gibt, in der dazu aufgerufen wird, Zeit zu verschenken. Ein Vorleseabend statt eines Buchs. Ein Zoobesuch statt eines Stofftiers. Gemeinsam ausmisten statt gemeinsam shoppen. Sich Zeit füreinander nehmen, weil das ohnehin viel glücklicher macht, als noch mehr Zeug anzusammeln. Weil zumindest ich noch mehr Dinge eigentlich wirklich nicht brauche, die Sehnsucht nach Zeit für mich aber gerade jene des Verdurstenden nach Wasser ist. Zeit, um allein zu sein. Zeit, um sich Nähe zu holen mit den Menschen, die ich liebe.

Ich wünsche euch eine schöne AdventsZeit.