Hamburg, meine Perle

Schon wieder eine Woche her, dass ich mit dem Liebsten ein Wochenende in Hamburg verbracht habe. Anlass war die Tatsache, dass wir beide zum 30. September unseren Studentenstatus verloren haben, und damit eben auch das Semesterticket. Und unser Semesterticket, das betrauern wir wirklich ein wenig, denn damit konnten wir in halb Niedersachsen herumgondeln und haben das auch gerne gemacht. So musste das letzte Wochenende mit unserem Freifahrtschein auch ordentlich gefeiert werden. Ergo: Hamburg-Kurzurlaub.

All die großartigen Sachen, die wir gegessen haben, habe ich nicht in schöner Form fotografieren können, aber trotzdem muss ich dringend das Essen in Meister Lo’s Nudelhaus empfehlen, wo man tolle Nudelsuppen und noch besser Dim Sums bekommt, und auch die Backkartoffeln bei Kumpir verdienen echt eine Erwähnung.

Davon abgesehen waren wir noch in beiden Filialen einer der schönsten Buchhandlungen, die ich jemals gesehen habe, bei Stories.  In beiden habe ich mich eine Stunde lang festgeschmökert, habe gestöbert und wäre am liebsten auch drei Stunden geblieben. In Zeiten von Thalia sind Buchhandlungen, in denen es mehr um Bücher geht als um Gewinn, ein echter Schatz.

Hier jetzt ein paar Eindrücke von einem absolut wunderbaren Wochenende.

Spaziergang durch die Mönckebergstraße – verbunden mit Diskussionen über die Luxus- und Kaufwut vieler Menschen. Wenn ich beispielsweise in ein Juwelierfenster schaue, in dem Anhänger für Bettelarmbänder verkauft werden, komme ich ins Grübeln. Weder sind sie in irgendeiner Form nützlich noch sind sie wirklich schön – ich meine, hinter dem Design steckt nicht viel Grips. Die ganze Zeit musste ich an die Puppe denken, die Michael Ende in „Momo“ beschreibt – sie kann nichts, man kann nicht mit ihr spielen, und um sich nicht zu langweilen, muss man immer mehr Zubehör kaufen. Je mehr ich mich mit Upcycling und der Herkunft von Dingen befasse, desto trauriger macht mich das. Ich meine – man kauft sich irgendwelches Zeug, muss dafür viel arbeiten und belohnt sich dann wieder mit Zeug, und dazwischen geht wertvolle Lebenszeit flöten. Das kann’s ja nun auch nicht sein. Besonders, wenn vor dem Alsterhaus ein Bettler sitzt und die meisten, die hineingehen, ihn nicht eines Blickes würdigen. Ich hab das nicht lange ausgehalten und musste aus dem Luxuskaufhaus raus, weil mir wirklich körperlich übel wurde.

Umso schöner dann unser Vormittag in Planten un Blomen, einem wunderschönen Park. In der frühherbstlichen Luft auf einer Bank sitzen, Eichhörnchen beobachten und Herbstkrokusse entdecken. Glück kann so einfach sein.

Fischen beim Fensterputzen zusehen.

Besonders die Tropengewächshäuser hatten es mir angetan. Freier Eintritt, und dafür eine Pflanzenpracht, die locker mit der Wilhelma mithalten kann. Man findet da echte Kuriositäten, so beispielsweise die Menschenfressertomate, die so heißt, weil sie von Kannibalen auf den Fiji-Inseln gegessen wurde. Wenn man nämlich Menschenfleisch isst, bekommt man ziemliche Verdauungsprobleme – und diese Frucht lindert das wohl ein wenig (ich hab’s jetzt nicht ausprobiert).

Abends dann ins Planetarium. Das Foto zeigt ein Deckenbild im Foyer, das ich ganz wundervoll fand. Wir haben uns jedes Detail angeguckt, und endlich ist mir klar, dass der Große Wagen ein Teil des Großen Bären ist. (Ein Wochenende mit Lerneffekt, ihr merkt es schon.) Eigentlich waren wir aber da, um Musik von Jean-Michel Jarre zu hören und dazu eine Lightshow zu sehen. Der Liebste fand’s toll, ich fand es zuerst interessant, bekam dann Nackenschmerzen und schlief schließlich ein. Das kommt davon, wenn ich mir etwas im Liegen ansehe.

Hier ein Bild von der Speicherstadt – obwohl wir schon ein halbes Dutzend Male in Hamburg waren, kannte ich diesen Teil bisher nicht. Ich muss sagen, richtig schön da.

Ein bestickter Zaun in der Speicherstadt:

Eines der Highlights: Eine Führung bei Dialog im Dunkeln. Da wird man 90 Minuten blind durch eine Ausstellung geführt, lernt die Benutzung eines Blindenstocks und bekommt ein Gefühl, wie die Welt ohne Augen aussähe. Sehr spannend, und sehr zu empfehlen.

Schließlich ein Besuch im Miniaturwunderland. Auch als jemand, der sich nun nicht so besonders für Modelleisenbahnen interessiert, lohnt sich das deutlich. Ich fand die Akribie, die für solche Landschaften notwendig ist, absolut bewundernswert, zumal bei jeder Figur darauf geachtet wird, dass sie etwas sinnvolles tut, das zur Situation passt. Und der Humor, der immer wieder hervorblitzt, wenn plötzlich irgendwo ein Einhorn in einer Höhle steht, ist auch klasse. Das Bild zeigt übrigens eine Schweizer Stadt im Sonnenuntergang, denn es gibt in jedem Raum auch Tag- und Nachtwechsel.