Fee in London

Als erste Urlaubsvertretung schreibt heute Fee von „Fee ist mein Name“ etwas über das Fotografieren mit der La Sardina. (Persönlich finde ich das ja extrem praktisch, weil ich mir die Tipps, die sie zu geben hat, für meine Urlaubsfotos zu Herzen nehmen werde.) Wenn ihr ihren Blog noch nicht kennt – er ist eine verdammt sympathische Mischung aus Fotografie, DIY, Rezepten und ihrem Alltag. Dabei bin ich besonders verliebt in ihre Kategorie „Schöner scheitern“, wo sie mehr oder weniger schiefgelaufene Projekte zeigt und damit anderen die Angst vorm Scheitern nimmt.

Ellen macht Urlaub und hat mich gebeten, Euch in der Zwischenzeit ein wenig zu unterhalten. Gestatten: „Fee ist mein Name“  und so heißt auch mein Blog. Wer mich kennt, weiß dass ich ein großer Lomo-Liebhaber bin. Meine Diana F+ und meine La Sardina sind meine ständigen Begleiter. Auch auf Reisen. Und weil Ellen sich ja auch gerade eine Sardina angeschafft hat und ihre freie Zeit ausgiebig zum Knipsen verwenden möchte, dachte ich, ich gebe mal ein bisschen was von meinem unqualifizierten Wissen zum Besten!

Passenderweise war ich gerade selbst im Urlaub. Eine Woche London und drei verknipste Filme. Da gibt es einiges an Anschauungsmaterial. Auch wenn das verlockend ist, zeige ich jetzt nicht nur die gelungenen Aufnahmen, sondern einige, an denen man die Tücken der Sardina erkennt. Denn eins darf man nicht vergessen: Mehr als ein schönes Spielzeug ist die Kamera nicht. Richtig scharfe Aufnahmen und einen präzisen Sucher darf man hier nicht erwarten. Wenn man sich damit arrangiert hat, bekommt man aber tolle Fotos in Vintage-Optik mit dunklen Vignettierungen in den Ecken und die Möglichkeit großartige Doppelbelichtungen zu machen.

Starten wir mit einer banalen Erkenntnis: Je mehr Licht, desto schärfer die Aufnahme. Ich habe das London Eye einmal tagsüber im Normalmodus, der das Bild 1/100 Sekunde belichtet, und einmal nachts im Bulb-Modus, bei dem man selbst die Länge der Belichtungszeit bestimmt, fotografiert. In diesem Fall waren es einige Sekunden und ich habe die Sardina, um sie ruhig zu halten, auf dem Brückengeländer abgestellt. Trotzdem ist die Aufnahme verschwommen, denn ein Stativ und einen Fernauslöser kann keine noch so ruhige Hand ersetzen. Aber ehrlich gesagt fände ich das für eine Lomo-Kamera etwas übertrieben, also arrangiere ich mich mit den Gegebenheiten. Und atmosphärisch ist das Foto schließlich trotzdem gelungen…

Schlechtes Licht gibt es aber nicht nur nachts, sondern auch tagsüber kann es vorkommen, dass die Lichtbedingungen nicht ausreichen. Dieses Bild stammt aus Brighton, wo es  bei unserer Ankunft relativ neblig war. Ich habe trotzdem ein Foto gemacht, obwohl ich weiß, dass die Sardina am liebsten Sonnenschein mag. Wenn man mich um eine Empfehlung bittet, würde ich sagen: Mit Farbfilm am besten nur bei halbwegs klarem Himmel und ausreichend Licht fotografieren. Bei Bewölkung und grauem Himmel empfehle ich, wenn überhaupt, schwarz-weiß oder Redscale-Filme, die auch aus einem farblosen Tag noch atmosphärische Bilder zaubern können. Wenn man natürlich gerade einen angefangen Film drin hat, hat man keine Wahl!

Zu viel Licht kann allerdings auch schaden, denn je nach Winkel, mit dem es in das Objektiv einfällt, können sich Lichtflecken ergeben. Vor allem, wenn die Sonne tief steht, ergeben sich daher Bilder, wie dieses vom Brighton Pier. Für mich macht diese Unberechenbarkeit allerdings auch den Charme der Kamera aus. Digitalbilder kann schließlich jeder!

Auch beim linken Foto hat die Sonne ein Wörtchen mitgeredet. Aber ist das Foto deswegen schlecht? Ich finde nicht. Und das rechte Bild der National Gallery zeigt schließlich, wie der Normalfall bei strahlendem Sonnenschein aussieht: Ein Traum von einem Lomofoto…

Kommen wir zum nächsten Punkt: Die Präzision des Suchers. Dieses Bild der Tower Bridge zeigt, dass man lieber etwas mehr Puffer kalkuliert als zu wenig. Seht ihr den Kopf unten links? Ja, das ist mein Freund. Ich weiß noch, wie er fragte: „Soll ich mich bücken?“ Und ich antwortete im Brustton der Überzeugung: „Ne, du bist nicht im Bild.“ So kann man sich irren…

Wenn man von den Unwägbarkeiten und der speziellen Optik der Sardina-Fotos mal absieht, hätte man die meisten der bisherigen Bilder so oder so ähnlich auch mit einer digitalen Kamera machen können. Das geht mit Doppelbelichtungen nicht. Und das führt mich zu dem Punkt, warum jeder eine Lomokamera haben sollte: Doppelbelichtungen sind die beste Erfindung ever. Okay, vielleicht nicht aller Zeiten, aber seit langem. Mindestens seit der Druckerpresse. Oder so ähnlich. Jedenfalls gut. Sehr gut. Mein liebste Variante ist dabei folgende: Foto machen, Kamera um 180° drehen, das gleiche Foto noch mal machen. Weiterdrehen. Glücklich sein. Ich liebe diese Bilder, die aussehen, als stünde die Welt Kopf. Bei der Konzeption eines solchen Fotos muss man sich immer überlegen, was für Bildteile sich später überlagen und was das für das Ergebnis bedeutet. Bei diesen beiden Beispielen bestand jeweils ungefähr die Hälfte des Motivs aus Sand oder Kies. Dadurch ergibt sich eine Art körniges Muster, das sich über das ganze Foto legt…

Auch muss man sich darüber im Klaren sein, dass heller Himmel sehr dominant ist und sich im Zweifelsfall über das eigentliche Motiv legt. Auch Blätter und das Spiel aus Licht und Schatten können eine Komposition sehr dominieren.

Natürlich kann man nicht alles an einem solchen Foto planen, aber häufig genug klappt es dann doch so wie geplant und das Ergebnis sind unglaublich schöne Doppelbelichtungen wie diese beiden vom Royal Pavilion in Brighton und der Tower Bridge in London. Sagt mir bitte, dass nicht nur ich davon begeistert bin!

Wenn Ihr jetzt noch nicht im Reisefieber seid, dann doch hoffentlich nach diesem Bild des Brighton Pier. Meer, blauer Himmel und eine Lomo-Kamera. Was will man mehr?

Liebe Ellen, vielen Dank, dass ich dich vertreten durfte, es war mir eine Freude. Und liebe Leser von Ellen: Ich hoffe, ich habe Euch nicht allzu sehr gelangweilt. Wenn nicht, schaut doch mal bei mir vorbei. Ich würde mich sehr freuen…