Silvester im Schloss

Vom 27.12. bis zum 1.1. war ich auf der Winterakademie in Windischleuba. Das sagt jetzt sicher jedem von euch was, richtig? Nein?

Für Schüler, die gerne lernen und gut darin sind, gibt es die deutschen Schülerakademien. Das sind zweieinhalbwöchige Sommerkurse, in denen sich diese Schüler mit einem Thema intensiv auseinandersetzen – und nebenbei viele andere Sachen unternehmen, ob das nun Sport ist, Theater, Chor oder sonst irgendwas. Für ehemalige Teilnehmer gibt es ähnliche Akademien – und zu einer solchen hat mich Nils jetzt mitgenommen.

Es gab alle möglichen Hauptkurse, von den Mythologien polytheistischer Religionen über modulares Origami (wozu ich demnächst mehr schreibe) und mathematischer Knotentheorie bis hin zu Stricken und Häkeln. Stricken und Häkeln wollte ich schon verdammt lange lernen, und habe dann die Möglichkeit genutzt. (Fotos von Zwischenergebnissen gibt es demnächst – ich war dermaßen perfektionistisch, dass ich in regelmäßigen Abständen alles wieder aufgeribbelt habe.)

Hier ein paar Impressionen vom Schloss (umgebaut in einer Jugendherberge) und unserem Silvester.

Die Wendeltreppe, von der ganz viele Gänge abgingen. (Hab ich jetzt toll ausgedrückt, was?) Im Grunde fand man sich ständig auf dieser Treppe wieder und hatte irgendwann das Gefühl, dass sie keinen Anfang und kein Ende hätte, quasi eine Art Escher-Treppe. Hatte sie aber doch, wie das Foto zeigt.

Diese Tapete! Sowas hat sicher keine andere Jugendherberge.

Harry-Potter-eske Portraits. Ich bin fest davon überzeugt, dass die zwischen den Gemälden rumlaufen konnten oder wenigstens Grimassen schnitten, wenn wir nicht hinsahen.

Die Hauptdarsteller eines legendären Billard-Matches. Das damit endete, dass ich entnervt aufgab, weil beide Parteien (ich eingeschlossen) ziemlich schlecht in diesem Spiel waren. Legendär schlecht. (Ok, die Jungs waren besser als ich.)

Diese Stühle hätte ich zu gerne geklaut. Abgemalt habe ich einen immerhin.

Ein Plakat des akademieinternen Satire-Wettbewerbs. Da steht:
Wanted:
$10,000 Reward
Schrodinger’s Cat
Dead and Alive
NEIN
zu Gedankenexperimenten an Tieren.

Also, ich kann mich darüber kaputtlachen.

Noch ein Beispiel. (Da waren ursprünglich aufgedruckte Pixel-Schwerter, die man abreißen konnte. Wie bei Wohnungsannoncen an der Uni. Aber ich war zu spät dran mit meinem Fotoapparat.)

Silvester: „Dinner for One“ auf einer Hauswand gucken. Ganz große Klasse.

Direkt nach Mitternacht am 1.1.: Ein Teilnehmer der Akademie bei der Feuerjonglage.

Überall Wunderkerzen. In einem Meer von 140 Menschen. Großartig.

Nächtliches Bleigießen und das Raten, was das jetzt bedeutet. Ich hatte eine Schlange, und dem Heftchen nach bedeutet das „Gefahr im Anzug“ (nicht „in Verzug“). Ich werde mich also künftig von Staubsaugervertretern, Bankangestellten, Jehovas Zeugen und Bundespräsidenten in acht nehmen müssen. Die anderen Interpretationen („merkwürdig geformtes Bleiding“, „Spermium“) standen leider nicht im Heftchen drin.

Und zwischen all dem viel viel stricken (und wieder aufribbeln), neue Leute treffen, viel zu wenig schlafen, Nickerchen einschieben, unglaublich schlechte Hauptmahlzeiten und noch unglaublichererer mehr Schokolade verzehren, spannende Gesellschaftsspiele lernen, ein Ghostbusters-Rollenspiel ausprobieren und mit einer wunderbaren Fast-schon-Dreijährigen rumtoben.

Eine wunderschöne Zeit war das. Können wir gerne wiederholen. Sehr gern.

Und, falls Idas Eltern das lesen: Monster immer noch will Ida fressen. Süß-sauer! ROOOOOAAAAR!