Ein gefährlicher Brief

Jeden Donnerstag ein neues Erinnerungsstück mit dessen Geschichte.

Was mir heute in die Hände fiel, als ich in meiner Kiste wühlte, ist mal eine ganz andere Erinnerung, als ich sie sonst donnerstags teile. Düsterer. Hier ein Brief von Humana – und die Geschichte, wie ich mit 17 fast in einer Sekte gelandet wäre.

Als ich 16, 17 war, wollte ich unbedingt nach Afrika.

Ich bin in eine Schule gegangen, in der meine Mitschüler und ich einige Male von Lehrern gesagt bekamen, dass wir die zukünftige Elite seien, Vorstandschefs, sowas. Schon damals hat mich das wahnsinnig gestört, und ich habe beschlossen, dass ich wirklich etwas sinnvolles mit meinem Leben tun möchte, die Welt verbessern – und zwar da, wo wirklich Not am Mann ist. Ich weiß noch, wie meine damalige Gemeinschaftskunde Lehrerin mir erzählte, ich könne doch einfach was erfinden, was die Welt verbessere – danach wollte ich mir umso mehr die Hände schmutzig machen. (Außerdem hatte ich kurz davor „Geschichte einer Nonne“ gesehen, wo Heldentum und Helfen und Aufopfern und all das schon ziemlich glamourös wirkte. Ich war ein Teenie.)

Also beschloss ich, für eine Art Freiwilliges Soziales Jahr nach Afrika zu gehen. Ich wollte helfen, und ich wollte auch an meine Grenzen gehen. So suchte ich dann nach einer Möglichkeit, das zu schaffen, und fand Humana. (Schaut’s euch ruhig an, aber bleibt skeptisch. Ich zeige den Link nur zur Illustration.) Ich fand das toll – Leute, die einem helfen, sich wirklich nützlich zu machen in Afrika. Die einem Rückhalt bieten, die einen schulen. Die sinnvolle Projekte haben, so wie beispielsweise Aids-Prävention. Klang gut. Auch, dass ich für meine Unterkunft in Dänemarkt während der vier bis sechs Monate dauernden sowohl ca. 340€ monatlich zahlen sollte als auch Spenden sammeln sollte (auf der Straße und im Bekanntenkreis), machte mich nicht stutzig.

Einen Lehrer, dem ich davon erzählte, weil er 10 Jahre lang in Tansania gelebt hatte, machte es allerdings sehr stutzig. Und er fragte bei der Evangelischen Kirche nach, die ein Sektenregister führt. Und Humana-Tvind taucht dort auf. Über die Gruppierung gibt es die verschiedensten Berichte, und viele davon zeigen ein erschreckendes Bild. Da wird ein von ihnen geführtes Kinderheim geschlossen, weil die Kinder dort misshandelt wurden. Die Umstände, unter denen Freiwillige leben, sind sehr, sehr fragwürdig, da müssen Leute 70, 80 Stunden wöchentlich arbeiten, zahlen dennoch noch drauf, bekommen keinerlei Privatsphäre.. Auch in einem Buch über Sekten sind sie vertreten. – Ein Problem an der Recherche über Hintergründe war und ist übrigens, dass viele Links irgendwie zwielichtig wirken, und zwar sowohl jene für als auch jene gegen die Gruppe. Dennoch reichte mir damals eine grobe Recherche, um zutiefst schockiert zu sein von den Methoden dieser Gruppe, und ich ließ davon sehr schnell die Finger.

Der Lehrer übrigens, der mir die Augen geöffnet hatte, bot mir dann selbst eine Arbeit in Tansania an, in einem von ihm gegründeten Projekt. Nachdem ich erst begeistert zugesagt hatte, habe ich mich schließlich doch nicht getraut. Es war dann doch zu fremd, zu weit weg von allem, was ich kannte.

Im Übrigen gehören die Second-Hand-Shops, die von Humana betrieben werden, auch zu der Gruppe. Vielleicht interessant für die unter euch, die gerne thriften.

Achso, wenn ihr mehr von dem Brief von Humana lesen wollt, klickt auf das Bild. Da habe ich die komplette erste Seite hochgeladen.