Fehler, ganz große Fehler
Es scheint, dass dieser Tage jeder seinen Senf zu der Katastrophe am Samstag bei der Loveparade dazugeben muss – und auch ich kann mir nicht helfen, es schreit in mir einfach danach, diesen Blogbeitrag zu schreiben. (Auch wenn dies normalerweise ein Kreativblog ist.)
20 Menschen sind gestorben. 20 Menschen wurden zu Tode getrampelt. 20 Menschen, die einfach nur einen schönen Tag haben wollten, Spaß. 20 Menschen, die ein großes Loch hinterlassen bei den Menschen, die sie geliebt haben, und die noch viel Zukunft vor sich hatten. Jetzt ist da keine Zukunft mehr, nur noch Tod.
Und sie sind tot, weil einige Menschen Fehler gemacht haben, schrecklich Fehler in der Planung. Wie es aussieht, wussten die Planer (wer auch immer es war), dass die Sicherheit mangelhaft war, und sie haben es trotzdem stattfinden lassen. Sie haben nicht genügend an die Konsequenzen gedacht, und was passiert ist, wird ja in den Medien hinlänglich gezeigt.
Und was passiert jetzt? Es wird nach Rache geschrieen, überall. Es wird verlangt, dass die Verantwortlichen Konsequenzen ziehen. Jeder, der einen Mund zum Schreien hat, schreit nach Rache. In den Kommentaren einiger Blogs wird verlangt, dass sich die Verantwortlichen bitte erhängen mögen.
Jetzt kommt der Punkt, auf den ich hinaus will: Stellt euch vor, ihr hättet einen monströsen Fehler begangen. Einen, der Menschenleben grausam verändert hat. Stellt euch vor, ihr wisst, dass ihr etwas furchtbar falsch gemacht habt und dass die Konsequenzen auch für euch gravierend sein werden. Aber gleichzeitig mit Strafverfolgung steht da auch noch ein Lynchmob (die Medien und jeder einzelne Bürger, dem es nach Gerechtigkeit dürstet) – und klagt euch an. Ihr könnt nicht mehr ungestört auf die Straße gehen, ihr könnt den Fernseher nicht anmachen, ihr könnt mit niemandem reden, ohne dass ihr der Schuld ins Auge seht.
Die Schuldigen sind Menschen. Menschen machen Fehler. Und manchmal zerbricht es einen Menschen fast, einen Fehler gemacht zu haben – oder es scheint unmöglich, die Konsequenzen zu tragen.
Ich habe in meinem Leben schon eine Menge Fehler gemacht, und nicht zu allen habe ich gestanden. Glücklicherweise ist durch mich noch niemand dauerhaft zu Schaden gekommen, aber auch ich habe verletzt und ich habe auch gelogen. Selbst ohne Presse und mit kleineren Fehlern kann es so schwer sein, die Konsequenzen zu tragen. Das Ganze noch hundertmal größer und wir haben die jetzige Situation.
Ich bin mir sicher, dass die Planer größtenteils Albträume haben, dass sie selbst zutiefst verstört sind. Ich bin mir sicher, dass sie in irgendeiner Weise für ihr Tun zur Rechenschaft gezogen werden. Aber dafür gibt es unseren Rechtsstaat, dafür gibt es die Berichterstattung der Medien, dafür gibt es viele, viele Privatvideos, die beweisen, was passiert wird.
Also bitte: Jener, der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Oder auch jene, die jemanden verloren haben, den sie lieben und einen echten Grund haben, traurig und wütend zu sein. Oder jene, die furchtbare Momente in einer Menschenmasse hatten, die Todesangst hatten. Oder die Helfer, die zu schlecht instruiert waren und irgendwie helfen mussten. Die anderen fassen sich an ihre selbstgerechten* Nasen und überlassen der Jurisdiktion die nächsten Schritte.
Hallo,
über Google Staus meldung hier reingestolpert.
Alles was Du schreibst ist richtig. Nur dein Fazit ist nicht vertretbar.
Ich bin weder dort gewesen noch mag ich die Musik. Ich darf also gar nicht meckern. Nur ist es leider so, das die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Es wird im Sand verlaufen. Einer geht, die Lopa stirbt. Da wars. Einige Tage Trauer, Merkel steht am Grab und sülzt eine gequirlte Scheisse.
Die Richter werden vielleicht ein Urteil fällen. Das wird in keiner Weise den Verlust von Menschen aufwiegen. Darum geht es auch nicht. Es geht um den Punkt „Verantwortung“ zu übernehmen und nicht zu sagen: Die sind alle zu tode gestürzt.
Diese Toten sind gestorben, weil alle dachten: Eine Veranstaltung in Deutschland ist sicher.
Just my 2 cents.